Fototipp 40: Fotografieren bei schlechtem Wetter – Tipps und Beispiele
| Lesezeit ca. sieben MinutenDu kennst sicherlich den unglaublich bescheuerten Spruch: »Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung«.
Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich kann anziehen was ich will, am Wetter ändert das nichts.
Fakt ist, wir können das Wetter nicht beeinflussen. Trotzdem musst du dich nicht Zuhause vor dem Ofen einmümmeln.
Scheiß aufs Wetter, gehe raus und mache Fotos!
Das perfekte Wetter für Fotos gibt es nicht
Fotografieren hat etwas mit Licht zu tun, nicht mit dem Wetter. Deshalb gibt es auch kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechtes Licht.
Selbst beim Licht spreche ich ungern von schlecht. »Weniger gut« trifft es viel besser.
Scheiß aufs Wetter, scheiß aufs Licht, gehe raus und mache Fotos!
Egal wie die Bedingungen sind:
- Du wächst mit deinen Aufgaben. Je schlechter die Bedingungen, desto mehr lernst du.
- Das Wetter bzw. das Licht vorzuschieben um nicht rauszugehen ist eine faule Ausrede.
Also, egal was ist. Regen, Schnee, Hagel, Sturm, diesig, trübe, heiß, kalt. Wenn du Lust und Zeit hast fotografieren zu gehen, dann mache es! Lass dich nicht aufhalten.
Die Ausrüstung für schlechtes Wetter
Schlechtes Wetter heißt in der Regel nass, und zwar von oben.
Der Hamburger sagt dazu auch Schietwetter!
Nässe und Elektronik vertragen sich bekanntlich weniger gut. Erstes Gebot sollte sein, deine Kamera vor Nässe zu schützen.
Dazu gibt es folgende Möglichkeiten:
- Kamera + Objektiv sind wasserdicht
Glückwunsch, du kannst die nächsten Punkte überspringen - Kamera + Objektiv sind spritzwassergeschützt
Tauchen geht nicht, aber Regen sollte für dein Equipment kein Problem sein - Unterwassergehäuse
Teuer aber gut. Ich besitze für meine alte Canon G10 ein Unterwassergehäuse. Die Kamera kann ich damit komplett steuern und Sorgen wegen Wasser oder Sand muss ich mir keine machen. - Regenschutz
Fallen für dich die ersten 3 Punkte aus, ist das kein Weltuntergang. Du kannst deine Kamera auch anders vor Nässe schützen.
Zum einen kannst du spezielle Hüllen kaufen (z.B. die hier*), um deine Kamera vor Regen zu schützen. Die Version für Sparfüchse ist ein Gefrierbeutel 🙂
Das klappt bei Kompaktkameras halbwegs (ggf. ein Loch für das Objektiv lassen). Für größere Kameras kann ich dir Duschhauben empfehlen, wie du sie in Hotels manchmal findest.
Solch eine Haube habe ich immer in meinem Rucksack und schon mehrmals benutzt!
Außerdem gibt es den guten alten Regenschirm. Ist dir das zu umständlich, setzt du einen Hut mit breiter Krempe auf oder wie ich ein Basecap. Auch damit schützt du die Kamera vor dem Regen.
Egal wie deine Kamera geschützt ist, setze sie nicht unnötig lange dem schlechten Wetter aus. Packe sie in deinen Fotorucksack und hole sie nur dann raus, wenn du sie brauchst.
Ich gehe bei schlechtem Wetter meist mit meiner Sony RX100 III (bei Amazon.de*) los. Die kann ich schnell in die Jackentasche stecken.
Das gilt vor allem, wenn du am Strand fotografierst. Salz und Sand sind Gift! Reduziere die Zeit, in der du deine Kamera diesen Gewalten aussetzt.
Entscheide am besten vorher, wie wichtig dir deine Ausrüstung ist. Riskierst du, dass deine Kamera nach dem Einsatz in die Werkstatt muss, und hast dafür dieses wahnsinnig gute Bild, oder lieber nicht.
Deine Entscheidung!
Was du noch brauchst
Streulichtblende
Montiere deine Streulichtblende, sofern deine Kamera eine hat. Gerade bei Regen ist dieses Plastikding unbezahlbar. Es hält nämlich Regentropfen von deiner Frontlinse ab!
Stativ
Hier kommt es darauf an, was du machen willst. Die Kamera ständig auf das Stativ bauen, einstecken, wieder aufbauen … das mache ich nicht, das machst du sicher auch nicht.
Nimm aber dein Stativ mit. Wenn die Bedingungen es zulassen, kannst du länger belichten, die Blende weiter schließen und den ISO-Wert senken.
Eigentlich gibt es wirklich wenig Gründe nicht mit Stativ zu fotografieren … außer der Bequemlichkeit, ich kenne das …
Hier hilft die Duschhaube ganz gut. Du kannst das Dinge über die ganze Kamera + Objektiv ziehen, wenn es mehr regnet und schnell wieder das Objektiv freigeben.
Tuch
Du hast hoffentlich immer ein Mikrofasertuch dabei, um deine Frontlinse zu putzen. Gut! Leider hilft dir das nicht bei Tropfen auf der Linse. Du brauchst ein Baumwolltuch, Taschentuch oder Küchenrollen. Irgendwas, was Wasser aufsaugt.
Ich mach das so:
- Jacke auf
- T-Shirt rausfummeln
- Linse damit trockenwischen
- Jacke zu
- dann mit dem Mikrofasertuch alles schön sauber machen
Ein warmes Getränk
Dieser Punkt wurde mir erst in den letzten Tagen klar, als es kalt wurde. Nässe und Kälte zehren an deinen Kräften. Dir vergeht die Lust oder du wirst unkonzentriert. Ein Schluck eines warmen Getränks wirkt in solchen Situationen Wunder!
Packe dir also eine Thermoskanne mit Tee, Kaffee oder auch nur warmem Wasser ein.
Fotografieren beim schlechtem Wetter: Motive und Kameraeinstellungen
Wie gesagt, für Fotos gibt es kein schlechtes Wetter, nur weniger gutes Licht. Halte deine Augen offen, Motive gibt es genug!
Achte beim Fotografieren auf die richtige Belichtung.
Die automatische Belichtung tendiert bei schlechtem Wetter oft zur Überbelichtung.
Lass dir direkt die ausgefressenen Stellen anzeigen (Stichwort: Clipping / lies dazu meinen Beitrag zum Histogramm in Lightroom) und steuere ggf. mit der Belichtungskorrektur gegen.
Nehme mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtung auf oder lasse deine Kamera eine Belichtungsreihe erstellen.
Genug der Theorie. Jetzt wird fotografiert!
Mein Tipp:
Beziehe das schlechte Wetter mit ein!
Zeige den Dunst, das diesige, trübe Wetter. Fotografiere Regentropfen, Püfzen und tiefhängende Wolken.
Du kannst auch in den Wald gehen und eine Langzeitbelichtung eines Flusses oder Bachlaufs machen. Das weichere Licht bei wolkenverhangenem Himmel ist ideal dafür.
Die schönsten Bilder entstehen aber beim Wechsel zwischen Sonne und Wolken. Nach einem Wolkenbruch, wenn die Sonne durch die Wolken bricht. Wow!
Das Bild stammt aus Playa Blanca auf Lanzarote. Die dunkle Wolke hatte es wirklich in sich. Es goss aus Strömen! Direkt danach habe ich das Foto geschossen.
Blöd nur, dass ich die kamerainterne Panoramafunktion einsetzte. So habe ich das Bild nur als JPEG, was man auf den zweiten Blick leider auch sieht. Ohne Nachbearbeitung war es aber unbrauchbar.
Weitere Beispiele
Auch dieses Bild ist auf Lanzarote entstanden. Es zeigt die Los Hervideros an der Westküste. Als wir auf dem Parkplatz davor standen, kippte der liebe Gott Eimer über uns aus. Ich fand die Kulisse aber so faszinierend, dass ich unbedingt ein Bild davon wollte.
Also packte ich meine Kamera unter die Duschhaube und ging mit ihr nach draußen. Ich war sofort klatschnass, war mir aber egal. Kamera raus, anlegen, abdrücken und schnell wieder rein!
Im Auto kontrollierte ich die Bilder.
Fazit: Tropfen auf der Linse (es goss wirklich aus Kübeln!) und gnadenlos unterbelichtet. Tja, oben schrieb ich es schon, hätte ich eine Belichtungsreihe erstellt, wäre vielleicht ein besseres Bild dabei gewesen.
Dank RAW-Format und Photoshop konnte ich aber noch einiges retten.
Das Bild schoss ich mit meinem Handy. Es ist eines meiner zahlreichen s/w-Bilder auf Instagram.
Ich lief über die S-Bahn-Brücke, als es aufhörte zu regnen. Da fiel mir die Pfütze auf, in der sich das Geländer spiegelte.
Pützen und die Spiegelungen darin liefern oft tolle Motive, das ist nur ein einfaches Beispiel von vielen!
Gibt die Landschaft nichts her, konzentrierst du dich auf Details. Tropfen auf Blüten, Blätter oder sonst wo. Dabei entstehen immer wieder tolle Fotos!
Das Bild entstand bei meinem Besuch der BUGA 2015 in Rathenow.
Du kannst auch in Parks gehen oder in den Wald. Bei schlechtem Wetter bist du in der Regel alleine dort.
Bäume im Nebel, nasse Wiesen und leere Wege sind tolle Motive!
Übrigens: Wenn es nicht ganz klappt mit dem Nebel, der Dunstfilter in Lightroom kann nicht nur Dunst entfernen, du kannst damit auch Dunst hinzufügen!
Zum Thema »leer« fällt mir noch dieses Foto ein.
Schlechtes Wetter ist relativ! Das Foto machte ich in kurzen Hosen und T-Shirt. 🙂
Andere wiederum freuen sich über das Wetter. Schlechtes Wetter bringt oft Wind! Das folgende Foto entstand in Blavand an der dänischen Nordseeküste. Es war kalt, es regnete und stürmte!
Auch wir waren damals zum Kitesurfen dort – selbst kiten gehe ich nicht ohne Kamera 🙂
Bei diesem Bild gefällt mir der Kontrast zwischen den farbenfrohen Kites und dem tristen Wetter.
Stelle dir das Bild ohne Kites vor. Es wäre ein langweiliger Strand bei schlechtem Wetter.
Suche solche Kontraste!
Das waren nur ein paar Beispiele von nahezu unendlich vielen Möglichkeiten! Wie gesagt, es gibt kein schlechtes Wetter, um Fotografieren zu gehen!
Auch wenn ich dich heute dazu motivieren will, bei schlechtem Wetter rauszugehen … manchmal ist es einfach zu beschissen. Nimm dir in solch einem Fall Fototipp 11 „Du musst nicht immer und alles fotografieren“ als Ausrede und mache es dir vor dem Kamin gemütlich 🙂
Über Fototipp
Fototipp ist eine Artikelserie, in der ich dir regelmäßig einen mehr oder weniger kleinen Tipp für bessere Bilder gebe. Die Serie basiert auf meinen eigenen Erfahrungen und hilft dir dabei, Fehler zu vermeiden und deine Lernkurve zu beschleunigen. Willst du keinen Beitrag verpassen, dann abonniere meinen Newsletter oder meinen RSS-Feed..
Alle bisherigen Beiträge aus der Reihe findest du hier: Alle Fototipps!
Wer hier schreibt:
Hallo! Ich bin übrigens Marc!
Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.
Mehr über mich findest du hier. Und hier findest du meine aktuelle Fotoausrüstung.
Du hast Fragen, Anregungen...?
Schreib mir: marc@reisezoom.com