RAW-Format vs. JPEG oder warum ich nur in RAW fotografiere?
| Lesezeit ca. sechs MinutenDas RAW-Format bietet bei der Nachbearbeitung Vorteile gegenüber JPEG. Deshalb fotografieren eigentlich alle Fotografen, die Zeit in die Nachbeabeitung stecken, in RAW.
Warum ich das mache, findest du in diesem Artikel.
Was ist das RAW Format einer Kamera?
RAW heißt, dass die Bilder unbearbeitet aus der Kamera kommen.
D.h. man bekommt fast das Bild, dass der Sensor aufgenommen hat.
Fast?
Ja nur fast. Denn ein Sensor hat einzelne Pixel für Rot, Grün und Blau. Diese hat man im RAW nicht mehr.
Außerdem hängt das Rauschverhalten einer Kamera – auch bei RAW – vom Bildprozessor ab und nicht nur vom Sensor.
Das sieht man deutlich beim neuen Bionz X Prozessor von Sony.
Warum das so ist weiß ich gar nicht, aber es zeigt einfach, dass ein RAW nicht 1:1 das Bild des Sensors ist.
Aber ein RAW ist definitiv viel näher am Bild des Sensors angesiedelt als ein JPEG.
Größter Vorteil des RAW-Formats ist die höhere Farbtiefe als bei JPEG.
RAW-Dateien kommen für gewöhnlich in einer Farbtiefe von 10, 12, 14 oder auch 16 Bit, JPEG im Vergleich hat nur 8 Bit.
Eine höhere Anzahl an Bits heißt, dass je Pixel eine feinere Abstufung der Farbdetails gepeichert werden kann.
Das hat natürlich enorme Vorteile bei der Nachbearbeitung.
Der nächste Vorteil: RAW-Dateien sind unkomprimiert.
Das JPEG-Format hat eine verlustbehaftete Kompression mit eingebaut. Das ist super um Platz zu sparen und funktioniert – je nach Einstellungen – eigentlich auch so gut, dass man es nicht sieht.
Aber gerade bei der Nachbearbeitung hat man damit dann so seine Probleme. Denn hier können auch vorher unsichtbare Kompressiosnartefakte sichtbar werden.
Unterm Strich kann ich also sagen, dass ich in RAW fotografiere, weil ich damit mehr Möglichkeiten bei der Nachbearbeitung habe.
Aber genau dieses Plus an Möglichkeiten vereinfacht für mich das Fotografieren an sich!
Bspw. muss ich mich um den Weißabgleich beim Knipsen nicht kümmern. Der steht bei mir meist auf „Automatik“ und ich stelle ihn immer erst hinterher, also bei der Nachbearbeitung, ein.
Genau so kann ich recht einfach einzelne Teile eines Bildes aufhellen oder die Farben anpassen usw.
Alles das geht mit JPEG nur begrenzt.
Die Nachteile des RAW-Formats
Aber wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Das RAW-Format hat auch Nachteile.
- nicht jeder kann die RAW-Dateien lesen
Um RAW-Dateien zu öffnen braucht man einen speziellen RAW-Konverter. - RAW-Dateien sind groß
Die RAWs aus meiner Alpha 65 sind 25MB groß. Auch wenn 2014 Speicherplatz eigentlich nicht mehr das große Thema ist, es summiert sich doch recht schnell.
Außerdem ist Bandbreite immer noch ein Thema! (Synchronisieren mit Cloud-Diensten, Uploads, eMails…) - Objektivkorrekturen, Rauschunterdrückung… wird nicht von der Kamera vorgenommen.
Weil ein RAW-File eben recht nah am Ergebnis des Sensors liegt, nimmt die Kamera keine Rauschunterdrückung vor, aber sie führt auch keine Objektivkorrekturen durch.
Das muss dann alles bei der Nachbearbeitung gemacht werden. - Kreativmodi der Kamera gehen nicht in RAW
An sich nicht besonders schlimm, weil man eigentlich alles was die Kamera einem an Kreativ-Tools zur Verfügung stellt auch hinterher in der Nachbearbeitung machen kann.
Aber bei Sony geht bspw. auch die Multi Frame Noise Reduction nicht in RAW. Das ärgert mich schon ein Bisschen, denn die Ergebnisse sind wirklich gut.
Tabellarische Gegenüberstellung: RAW vs. JPEG
RAW-Dateien | JPEG-Dateien | |
---|---|---|
Flexibilität | Mit einem RAW-File bist du viel flexibler. Bei der Aufnahme muss lediglich Blende, Belichtungszeit und der ISO-Wert beachtet werden. Alles andere kann Nachträglich in der RAW-Datei angepasst werden. In einem RAW-File kann sogar in Grenzen auch die Belichtung korrigiert werden. | Bei JPEGs kann zwar auch Nachbearbeitet werden, wegen der Kompression und wegen der geringeren Farbtiefe aber nur in Grenzen. Deshalb muss man bei JPEGs schon vor der Aufnahme die entsprechenden Einstellungen an der Kamera tätigen, also bspw. Weißabgleich oder Farbsättigung. Zudem muss man sich entscheiden in welcher Größe das Bild gespeichert werden soll und wie stark es komprimiert werden soll. |
Bildqualität | Auch wenn ein JPEG das direkt aus der Kamera kommt auf den ersten Blick vielleicht besser aussieht als die RAW-Datei, so sind im RAW-File deutlich mehr Details enthalten.Zum einen findete keine Kompression statt, zum anderen ist die Farbtiefe höher. | Die Kamera führt vor der Speicherung eines JPEGs automatisch schon Korrekturen durch wie bspw. Objektivkorrekturen oder Rauschunterdrückung.Deshalb kann ein JPEG im Vergleich zu einem unbearbeiteten RAW besser aussehen.Durch die geringere Farbtiefe und die Kompression gehen aber Daten verloren. |
Kompatiblität | RAW-Dateien sind von Hersteller zu Hersteller, ja sogar von Kamera zu Kamera unterschiedlich und können nur mit entsprechenden RAW-Konvertern gelesen werden. | JPEG ist das Standardformat schlechthin und kann eigentlich von jedem Gerät welches in der Lage ist Bilder anzuzeigen gelesen werden.JPEG wird auch von allen Grafikprogrammen unterstüzt. |
Dateigröße | RAW-Dateien sind je nach Auflösung des Sensors groß bis riesig. Das hat zur Folge, dass weniger Bilder auf die Karte passen und dass ggf. im Serienbildmodus weniger Bilder in Reihe geschossen werden können, weil der interene Puffer der Kamera nicht so viele Bilder zwischenspeichern kann. | Je nach gewählter Kompressionsstufe sind JPEG-Dateien um ein Vielfaches kleiner als das entsprechende RAW-File.Selbst bei geringster Kompression braucht ein JPEG-Bild in der Regel nicht mehr als 1/3 des Speicherplatzes als die RAW-Datei. |
Nachbearbeitung | RAW-Daten müssen in der Regel nachbearbeitet werden. Objektivkorrekturen, Rauschunterdrückung… werden nicht von der Kamera durchgeführt und müssen nachträglich manuell mit einem RAW-Konverter gemacht werden. RAW-Dateien sind ideal um Bilder exzessiv nachzubearbeiten. | JPEGs werden kameraintern schon so bearbeitet, dass die Schritte die bei einer RAW-Bearbeitung notwendig sind nicht mehr nachträglich manuell durchgeführt werden müssen. JPEGs können auch nachbearbeitet werden, dies ist allerdings nur in Grenzen möglich. |
RAW vs. JPEG: Beispiele
So, jetzt aber Butter bei die Fische. Wie sieht das denn nun in der Praxis aus.
Und sabberlot, leck mich doch am Arsch! JPEG ist gar nicht so schlecht!
Klar habe ich mich hingesetzt um Beispielbilder zu machen. Ich habe die Kamera dabei so eingestellt, dass sie vom gleichen Bild sowohl ein RAW-File speichert, als auch ein JPEG.
Und – ganz ehrlich, ich kann es gar nicht fassen – JPEG schlägt sich verdammt gut!
Achtet man auf ein ausgeglichenes Historgramm, also keine überstrahlten Bereiche, dann schlägt sich JPEG verdammt gut. Sogar so gut, dass es mir schwer fällt Unterschiede zu erkennen.
Aber genug geredet, hier die Beispiele.
Links ist das Bild wie es aus der Kamera kommt, rechts dann das bearbeitete Foto.
Ich habe beim RAW und beim JPEG die gleichen Bearbeitungsschritte durchgeführt, deshalb sind die Farben leicht unterschiedlich.
Aber von der Qualität kann das JPEG locker mithalten.
Na was sagst du?
Ich finde das JPEG schlägt sich echt gut!
Aber weiter zum nächsten Beispiel:
Hier ist der Weißabgleich nicht richtig eingestellt und muss nachträglich angepasst werden.
Dabei ist mir übrigens aufgefallen, dass sich in Lightroom die Einstellung für den Weißabgleich bei RAW und JPEG-Bildern leicht unterscheidet.
Bei RAWs kann man die Farbtemperatur direkt einstellen, bei einem JPEG nur +/- vom vorgegebenen Wert machen.
Trotz allem, bis auf die Einstellung des Weißabgleichs sind es wieder überall die gleichen Bearbeitungsschritte.
Links ist das RAW zu sehen, rechts das JPEG.
(Ja, ich weiß. Die Schärfe sitzt nicht so recht, aber man kann auch mit unscharfen Bildern verschiedene Dateiformate vergleichen! :))
Hier finde ich in der unbearbeiteten Version das JPEG viel besser als das RAW. Nach der Bearbeitung wendet sich das Blatt aber.
Die einzelnen Blütenblätter habe im RAW viel mehr Struktur, das JPEG sieht hier einfach flacher aus, weil einfach die Farbinformation fehlt.
Zur Verdeutlichung habe ich am Bild nochmal geschnippelt, so dass man alles schön groß sieht:
Hier sieht man jetzt deutlich die fehlende Struktur in den Blütenblättern.
Mein Fazit: Wieso ich in RAW fotografiere
Für mich überwiegen die Vorteile des RAW-Formats eindeutig. Zumal ich der Meinung bin, dass fast jedes Bild nachbearbeitet werden muss.
Eine Zeitlang habe ich damit experimentiert RAW und JPEGs gleichzeitig auf zu nehmen, ich hatte mir davon erhofft, dass ich Zeit spare weil vielleicht einzelne Bilder als JPEGs schon gut aussehen und ich mir dadurch die Nachbearbeitung spare.
Das ist zwar durchaus der Fall, aber beim Fotografieren selbst brauche ich dafür dann mehr Zeit. Stichwort: Weißabgleich.
Deshalb habe ich das Experiment beendet und fotografiere jetzt ausschließlich in RAW.
Na dann… gehe raus und habe Spaß!
Marc
PS.: Gunter Wegner hat in einem Video ausführlich RAW, JPG, DNG und DNG LOSSY verglichen und er ist auch darüber erstaunt was JPEG alles kann.
Ich wandle mein Dateien zur Archivierung übrigens auch in komprimiertes DNG um.
Und du? Fotografierst du auch in RAW?
Wer hier schreibt:
Hallo! Ich bin übrigens Marc!
Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.
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