Den Mond fotografieren: Schritt für Schritt wie ich es mache [Fototipp 70]
| Lesezeit ca. sieben MinutenDen Mond zu fotografieren ist einfacher, als du denkst. Heute zeige ich dir, wie du Schritt für Schritt zum perfekten Mondfoto kommst.
Die Ausrüstung: Kamera & Objektiv
Der Mond ist weit weg, also brauchst du Brennweite, und zwar so viel, wie du kriegen kannst!
Ich fotografiere den Mond in der Regel mit meinem SAL-55300 an meiner Sony Alpha 65 oder meiner Sony Alpha 5100.
Hier geht es zu meiner kompletten Fotoausrüstung!
Im Kleinbildäquivalent ergibt das eine Brennweite von 450 mm. Damit kannst du zwar schon was anfangen, von mir aus könnte es aber deutlich mehr sein! 🙂
Wenn du eine Superzoomkamera hast mit mehr Brennweite, dann nimm die! Der Mond ist hell, und stellt keine großen Anforderungen an den Sensor.
Merke:
Willst du den Mond fotografieren, brauchst du so viel Brennweite, wie nur möglich.
Stativ oder aus der Hand?
Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber mit dem 300er habe ich den Mond tatsächlich schon aus der Hand fotografiert. Hast du kein Stativ dabei, kannst du das machen.
Am besten stellst du die Kamera in den Serienbildmodus und schießt ein paar Bilder am Stück. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein »Unverwackeltes« dabei ist. Bildstabilisator aktivieren!
Besser ist natürlich das Fotografieren mit Stativ. (Bildstabi deaktivieren!)
Die Kameraeinstellungen, um den Mond zu fotografieren
Hier kommt es darauf an, wie und was du fotografieren willst. Willst du einen hell strahlenden Vollmond fotografieren oder eine dünne Mondsichel, die kaum zu sehen ist.
Willst du aus der Hand fotografieren oder hast du ein Stativ?
Je nach Situation musst du die Kamera anders einstellen.
Ich fotografiere den Mond immer mit Blendenpriorität und stelle die Blende in den mittleren Bereich (f/8 – f/11), um ein möglichst scharfes Bild zu erhalten.
Da die Belichtungsautomatik der Kamera das Bild überbelichten würde (ist halt viel Nacht um den Mond), musst du mit der Belichtungskorrektur gegensteuern.
Aber guck dir einfach meine Beispiele und die Einstellungen dazu an.
Beispiel 1: Mein 1. gutes Mondfoto
Das Foto stammt vom 14.6.2014, damals hatte ich das 300er noch gar nicht so lange und musste natürlich sofort ausprobieren, was ich damit machen kann.
Die Bearbeitungsschritte, um das meiste aus dem Bild herauszuholen, zeige ich dir weiter unten.
Kamera | Sony Alpha 65 |
Objektiv | SAL-55300 |
Brennweite | 300 mm (KB 450 mm) |
ISO | 100 |
Blende | f/9.0 |
Belichtungszeit | 1/60 Sek. |
Belichtungskorrektur | -3 |
Stativ | ja |
Wie du siehst, muss man beim Mond nicht lange belichten!
Ganz im Gegenteil, unser Erdtrabant ist so verdammt hell, dass du aufpassen musst, dass er nicht überstrahlt.
Beispiel 2: Blutmond und Mondfinsternis
Das Foto schoss ich 28.09.2015, das war die Mondfinsternis mit Blutmond. Hier siehst du die Austrittsphase aus dem Schatten der Erde.
Bei dem Foto stand ich vor dem Problem, dass die linke Hälfte extrem hell war und rechts, der noch rötliche Mond kaum zu sehen war.
Ich belichtete deshalb länger als normal und riskierte damit etwas Bewegungsunschärfe. Wenn du ganz genau hinguckst, siehst du das auch, der Mond ist nicht knackig scharf, anders war es aber nicht zu lösen.
Dafür kannst du ganz leicht sogar ein paar Sterne sehen.
Kamera | Sony Alpha 65 |
Objektiv | SAL-55300 |
Brennweite | 300 mm (KB 450 mm) |
ISO | 100 |
Blende | f/6.3 |
Belichtungszeit | 0:4 Sek. |
Belichtungskorrektur | -1 ⅓ |
Stativ | ja |
Beispiel 3: Der Supermond vom 13.11.2016
Was war das für ein Hype, der Mond erscheint so groß, wie seit 70 Jahren nicht mehr. Einen großen Unterschied machte das dabei gar nicht. Trotzdem bin ich, dank klarem Himmel losgezogen, um Fotos zu schießen.
Kamera | Sony Alpha 65 |
Objektiv | SAL-55300 |
Brennweite | 300 mm (KB 450 mm) |
ISO | 100 |
Blende | f/8.0 |
Belichtungszeit | 1/40 Sek. |
Belichtungskorrektur | 0 |
Stativ | ja |
Kurz vorher wollte der Mond dem Saturn Konkurrenz machen und schob sich hinter einen Wolkenstreifen. Allerdings belichtete ich auch hier schon wieder etwas zu lang.
Kamera | Sony Alpha 65 |
Objektiv | SAL-55300 |
Brennweite | 300 mm (KB 450 mm) |
ISO | 100 |
Blende | f/9.0 |
Belichtungszeit | 1/13 Sek. |
Belichtungskorrektur | -2 ⅔ |
Stativ | ja |
Beispiel 4: Die Mondsichel aus der Hand
Ich sagte es ja schon, du kannst den Mond auch aus der Hand fotografieren. Bei diesem Bild machte ich das, sogar ohne Bildstabilisator, aber im Serienbildmodus.
Im Gegensatz zum Vollmond musst du bei einer dünnen Mondsichel dafür sorgen, dass mehr Licht in die Kamera kommt. Zu lange belichten kannst du aber nicht, da der Mond sonst unscharf wird. Ich habe mich bei diesem Bild dazu entschieden, die Blende weiter zu öffnen. Alternativ hätte ich auch die ISO-Empfindlichkeit erhöhen können, aber das sollte immer das letzte Mittel der Wahl sein.
Kamera | Sony Alpha 5100 |
Objektiv | SAL-55300 |
Brennweite | 300 mm (KB 450 mm) |
ISO | 100 |
Blende | f/5.6 |
Belichtungszeit | 1/80 Sek. |
Belichtungskorrektur | 0 |
Stativ | nein |
Sonne, Mond und Palmen
Der Mond muss nicht immer die Hauptrolle im Bild spielen. Wenn er da ist, kann er Bilder aber spannender machen.
Dieses Foto schoss ich am 04.12.2014 auf Lanzarote. Eigentlich war ich dabei, den Sonnenuntergang in der entgegengesetzten Richtung zu fotografieren. Als ich mich umdrehte, sah ich aber diese Konstellation aus angestrahlten Palmen und Mond.
Kamera | Sony Alpha 65 |
Objektiv | SAL-18135 |
Brennweite | 50 mm (KB 75 mm) |
ISO | 100 |
Blende | f/9.0 |
Belichtungszeit | 1/100 Sek. |
Belichtungskorrektur | 0 |
Stativ | nein |
Mondfotos nachbearbeiten: So holst du Details aus deinem Bild
Das Bild habe ich 2014 bearbeitet. In der Zwischenzeit arbeite ich mit Lightroom CC und Perfect Effects 9 (das wiederum heißt in der Zwischenzeit On1 Effects). Das Vorgehen ist in Variationen aber ähnlich geblieben.
Das Bild aus meinem ersten Beispiel sah so aus, als es aus der Kamera kam.
Die Nachbearbeitung des Mond-Bildes
Schritt 1: Lightroom
Dank 24 Megapixel meiner Kamera kann ich kräftig schneiden, dabei entscheide ich mich, den Mond nach links oben zu setzen.
Links, Rechts, Oben Unten. Eigentlich ist es egal, Geschmäcker sind verschieden. Das einzige was ich beachte ist die 1/3 Einteilung. In meinem Bild sitzt der Mond jetzt genau am Schnittpunkt der oberen und der linken Drittelline.
Weitere Bearbeitungsschritte:
- Belichtung und Kontrast erhöhen, um Details sichtbarer zu machen
- Lichter auf -100, Tiefen auf +100
- Mit gedrückter ALT-Tast „Weiß“ so weit nach oben schieben, dass nichts überstrahlt.
- „Schwarz“ auf -100
- Sättigung raus, damit der Mond grau wird
Schritt 2: Perfect Effects
In Perfect Effects wende ich meinen Lieblingsfilter Dynamischer Kontrast Natürlich an und dann den Schräfe-Filter Beeindruckenden Detailsucher mit einer Deckkraft von 70.
Beide Filter machen das Rauschen rund um den Mond ordentlich sichtbar, aber das ist mir aktuell egal.
Tipp:
Richtig krasse Details haut der Grunge-Filter Arkham heraus. Mir ist das allerdings meistens zu viel.
Schritt 3: Photoshop
In Photoshop erstelle ich eine Ebenenmaske, mit der ich alles, außer den Mond selbst, ausblende. Dann lege ich eine komplett schwarze Ebene dahinter.
Damit bin ich das Rauschen um den Mond herum los.
Ich schärfe minimal mit einer neuen Ebene und Mischmodus „Weiches Licht“ mit dem Hochpassfilter und übergebe dann auch schon wieder an Lightroom.
Tipp:
Ob das zusätzliche Schärfen mit dem Hochpassfilter wirklich nötig ist, musst du von Fall zu Fall entscheiden. Als Radius setzte ich 2 Pixel.Eine gute Alternative ist auch der Output Sharpener der NIK-Collection.
Schritt 4: Lightroom
Eigentlich bin ich jetzt fertig, aber der Mond rauscht mir einfach zu sehr. Deshalb ziehe ich im Bereich „Rauschreduzierung“ die Luminanz auf 50 und Details auf 40.
Tipp:
Auch dieser Schritt ist nicht unbedingt notwendig, entweder lässt du es komplett bleiben (so mache ich es oft) oder du probierst als Alternative mit Define 2 der NIK-Collection zu entrauschen.
Und hier nochmal das Endergebnis:
Mein Fazit: Den Mond zu fotografieren ist nicht schwer
Wie schon in der Einleitung geschrieben, ist es echt nicht schwer, den Mond zu fotografieren.
In der Nachbearbeitung steckt hier die Kunst. Aber auch das ist kein Hexenwerk. All die hier gezeigten Schritte sind in weniger als 5 min erledigt.
Wichtig beim Fotografieren des Mondes ist die Brennweite! Je mehr, desto besser!
Lichtstark muss das Objektiv dabei gar nicht sein, weil der Mond ordentlich Licht bietet.
Hast du nicht all zu viel Brennweite, musst du bei der Nachbearbeitung halt schneiden, so wie ich es gemacht habe.
Dann brauchst du eben eine Menge Megapixel! 🙂
Beitrags Historie:
- 30.06.2014 die erste Version des Beitrags erscheint.
- 11.12.2016 Der Beitrag wird um viele Beispiele erweitert und zum 70. Fototipp gekürt.
Über Fototipp
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Wer hier schreibt:
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Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.
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