Fototipp 42: Was du über die automatische Belichtung wissen musst

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Ich bin total froh, dass ich in der fotografischen Neuzeit lebe. Früher hätte ich mit einem Belichtungsmesser erst messen müssen, um dann die entsprechenden Werte für Blende und Belichtungszeit – unter Berücksichtigung der Lichtempfindlichkeit des Films – an der Kamera einzustellen.
Heute geht all das automatisch.

Trotzdem ist es wichtig, dass du weißt, warum die Belichtung gemessen werden muss, wie das funktioniert und was die Automatik nicht so gut kann.
Unterm Strich hilft es dir dabei, bessere Bilder zu schießen.

Was ist die Belichtung?

Wikipedia sagt:

Belichtung nennt man in der fotografischen Aufnahmetechnik das Sammeln der unterschiedlichen Lichtverteilung eines Aufnahmegegenstandes auf einem fotografischen Film oder Sensor zu einem reproduzierbaren Bild.

Auf Deutsch heißt das:

Die Lichtmenge, welche bei der Aufnahme, auf den Sensor fällt, ist die Belichtung.

Beeinflusst wird dies durch:

  • die Belichtungszeit: Mit ihr bestimmst du, wie lange Licht auf den Sensor fällt
  • die Blende: Mit ihr bestimmst du, wie viel Licht gleichzeitig auf den Sensor fällt

Die ISO-Empfindlichkeit hat nur indirekt etwas mit der Belichtung zu tun, sie gibt an, wie empfindlich der Sensor bzw. Film für einfallendes Licht ist. Die Menge des einfallenden Lichtes (also die Belichtung) steuerst du damit nicht. Dennoch gilt, dass eine höhere ISO-Empfindlichkeit, eine geringere Belichtung bedingt. Ansonsten wäre das Bild überbelichtet.

Das heißt, ein korrekt belichtetes Bild erhälst du nur mit bestimmten Kombinationen aus Blendenöffnung und Belichtungszeit.

  • Vergrößerst du die Blendenöffnung, musst du die Belichtungszeit entsprechend verkürzen.
  • Verkleinerst du die Blendenöffnung, musst du die Belichtungszeit entsprechend verlängern.

Fotografierst du mit Blendenpriorität (A / Av), übernimmt die Kamera für dich das Anpassen der Verschlusszeit.

  • Verlängerst du die Belichtungszeit, musst du die Blende entsprechen schließen.
  • Verkürzt du die Belichtungszeit, musst du die Blende entsprechend öffnen.

Fotografierst du mit Zeitpriorität (S / Tv), übernimmt die Kamera das Anpassen der Blende.
Fotografierst du im manuellen Modus, bist du für alles verantwortlich. Mehr über die verschiedenen Kameramodi erfährst du in Fototipp 16.

Passt du Blende und Belichtungszeit nicht aneinander an, wird dein Bild entweder unter- oder überbelichtet.

Was ein korrekt belichtetes Bild ist, möchte ich dir hier gar nicht vorschreiben. Das hängt von der Situation ab. In einen weiteren Fototipp teile ich dir aber meine Gedanken dazu mit.

Wie misst die Kamera die Belichtung?

Deine Kamera kann dich in den halbautomatischen und in den Automatikmodi nur unterstützen, wenn sie selbst weiß, wie die Belichtung sein muss.

Dazu führt sie eine Belichtungsmessung durch. Und das funktioniert so:

Deine Kamera geht davon aus, dass jedes Motiv im Schnitt 18% des einfallenden Lichtes reflektiert, und regelt dementsprechend Blende und Verschlusszeit.

Vielleicht kommen dir die 18% bekannt vor – richtig, das ist genau der Wert, den eine Graukarte reflektiert. Deshalb ist es auch am einfachsten mit einer Graukarte die Belichtung zu messen.

Ich habe nie eine Graukarte dabei, du vielleicht auch nicht. Das ist aber nicht so wild, schließlich wissen wir jetzt beide, was die Kamera will. 18% reflektiertes Licht. PUNKT.

Erstaunlicherweise funktioniert das in vielen Situationen ganz gut – in anderen wiederum gar nicht.

Z.B. bei einem weißen Hemd, einem Blatt Papier oder auch schneebedeckten Bergen. All das ist weiß und reflektiert 100% des Lichtes.
Die Kamera denkt aber, dass es 18% sein müssen und belichtet das Bild entsprechend unter. Das Hemd wird grau, das Papier wird grau, sogar der Schnee wird grau.

Gleiches Spiel bei Schwarz. Fotografierst du eine schwarze Wand, wird diese genau so grau wie das Blatt Papier. In diesem Fall ist das Bild überbelichtet.

Glaubst du mir nicht? Ok, hier der Beweis.

Dieses Bild ist ein normales, weißes Blatt Papier. Fotografiert mit meiner RX100 III* mit Blendenpriorität. Blende f/2.8, Belichtungszeit 0,5 Sekunden.

Das folgende Bild ist die Rückseite meines Kindle Paperwhite. Der ist leider nicht 100%ig schwarz, aber ich fand im ganzen Haus sonst nichts Schwarzes, was nicht spiegelt …
Für das Beispiel reicht es aber.
Die Kamera entschied – bei gleichen Lichtbedingungen wie oben – für eine Verschlusszeit von 8 Sekunden!

Und jetzt kommt mein Kindle und das weiße Papier gleichzeitig.
Die Kamera belichtete 2 Sekunden.

Krass, oder?
3 Fotos bei gleichen Lichtverhältnissen – trotzdem belichtete die Kamera immer unterschiedlich.

Verstehst du jetzt, wieso du wissen musst, wie deine Kamera die Belichtung misst? Der Kasten ist strunzdoof und denkt immer nur an 18%!

Ok, zur Ehrenrettung der Kameras muss ich sagen, dass mittlerweile versucht wird, mit der Motiverkennung etwas zu drehen. D.h. erkennt die Kamera, dass du schneebedeckte Landschaften fotografieren willst, wird sie dir weißen Schnee liefern usw.

Ob das aber wirklich funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Besser ist, du kennst die Grundlagen und steuerst ggf. gegen.

Die Messmethoden

Meine Kameras bieten 3 verschiedene Arten der Belichtungsmessung.

  1. Mehrfeld / Multi
    Bei der Mehrfeldmessung teilt deine Kamera das gesamte Bild in verschiedene Messfelder ein. Der Durchschnitt aller Messfelder wird zur Belichtung genutzt.
  2. Mittenbeton / Mitte
    Bei der mittenbetonen Messung wird auch das gesamte Bild betrachtet. Bei der Bildung des Mittelwerts wird die Mitte jedoch höher gewichtet.
  3. Spot
    Hier wird tatsächlich nur innerhalb eines kleinen Spots gemessen.

Ich arbeite ausschließlich mit der Mehrfeldmessung – warum das so ist, verrate ich dir gleich.
Die mittenbetonte Messung kannst du nutzen, wenn du bspw. ein Objekt im Gegenlicht fotografierst. Bei der Mehrfeldmessung wäre das Objekt ziemlich dunkel, misst du mittenbetont, wäre es heller. Nachteil: Das Objekt muss sich in der Mitte befinden.

Die Spotmessung würde ich nur mit einer Graukarte einsetzen. D.h. mit Hilfe der Graukarte die Belichtung einstellen, in deiner Kamera speichern, und dann ohne Graukarte fotografieren.

Die Belichtungskorrektur

Wie gesagt, ich benutze nur die Mehrfeldmessung. Zufrieden gebe ich mich damit allerdings selten. Muss ich auch nicht, schließlich gibt es die Belichtungskorrektur!

Das schwarz-weiße +/- ist das Zeichen für die Belichtungskorrektur (manchmal gibt es aber ein eigenes Steuerrad dafür)

Damit kannst du der Kamera bis zu einem gewissen Grad mitteilen, dass sie das Bild heller bzw. dunkler machen muss. Du bestimmst damit also, ob mehr oder weniger Licht auf den Sensor trifft (= die Belichtung).
Die Belichtungskorrektur funktioniert in den folgenden Kameramodi:

  • Programmautomatik (P)
  • Blendenpriorität / Zeitautomatik (A, Av)
  • Zeitpriorität / Blendenautomatik (S, Tv)

Im manuellen Modus (M) stellst du Blende und Verschlusszeit selbst ein, deshalb gibt es dort keine Belichtungskorrektur. Ich kann mir bei meinen Sonys im manuellen Modus allerdings anzeigen lassen, was die Kamera von meinen eingestellten Werten hält. Sie zeigt mir an, ob das Bild ihrer Meinung nach unterbelichtet oder überbelichtet sein wird. Das ist ein guter Richtwert!

Und du?

In welchem Modus fotografierst du am liebsten? Wie misst du die Belichtung?

Über Fototipp

Fototipp ist eine Artikelserie, in der ich dir regelmäßig einen mehr oder weniger kleinen Tipp für bessere Bilder gebe. Die Serie basiert auf meinen eigenen Erfahrungen und hilft dir dabei, Fehler zu vermeiden und deine Lernkurve zu beschleunigen. Willst du keinen Beitrag verpassen, dann abonniere meinen Newsletter oder meinen RSS-Feed..

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