ISO-Automatik: Pro und Contra und wie du sie richtig einsetzt [Fototipp 60]
| Lesezeit ca. sechs MinutenKaum zu glauben, aber in der Analogfotografie entscheidest du beim Einlegen des Films mit welcher ISO-Empfindlichkeit du fotografieren wirst – und zwar bis der Film voll ist! Fotografierst du digital, kannst du bei jedem Bild aufs Neue entscheiden oder es der ISO-Automatik überlassen.
In diesem Artikel erfährst du, …
Hallo! Ich bin übrigens Marc!
Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.
Mehr über mich findest du hier. Und hier findest du meine aktuelle Fotoausrüstung.
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Schreib mir: marc@reisezoom.com
Was ist die ISO-Empfindlichkeit
Nicht ganz korrekt, aber vereinfacht ausgedrückt:
Mit der ISO-Empfindlichkeit bestimmst du, wie sensibel dein Sensor auf Licht reagiert.
D.h., bei sonst identischen Einstellungen wird dein Bild heller, je höher du die ISO-Empfindlichkeit deiner Kamera einstellst.
An sich ist das eine super Sache. Das Blöde daran ist, dass sichtbares Bildrauschen entsteht, je höher du die ISO-Empfindlichkeit einstellst.
Ausführlich gehe ich auf das Thema in meinem Fototipp 58 ein: »Alles was du über Bildrauschen & die ISO-Empfindlichkeit wissen musst«.
Wie ich fotografier(t)e
Bevor ich dir die Vor- und Nachteile des Auto-ISO-Features erkläre, erzähle ich dir, wie ich mit der klassischen Einstellung fotografiere.
Schritt 1:
Ich fotografiere die meiste Zeit mit Blendenpriorität (A bzw. Av). D.h., ich gebe die für das Motiv notwendige Blende vor.
Schritt 2:
Die ISO-Empfindlichkeit stelle ich zunächst auf den niedrigsten Wert.
Schritt 3:
Die Kamera misst jetzt die Belichtung und errechnet die notwendige Belichtungszeit.
Schritt 4:
Erscheint mir die Belichtungszeit zu lang, erhöhe ich die ISO-Empfindlichkeit behutsam.
Die Kamera errechnet wieder eine Belichtungszeit und ich überlege mir wieder, ob ich jetzt damit einverstanden bin.
Erscheint mir die Verschlusszeit immer noch zu lang, erhöhe ich den ISO-Wert so lange, bis ich entweder damit einverstanden bin oder die Schmerzgrenze für die ISO-Empfindlichkeit erreicht ist.
Ist die Schmerzgrenze erreicht, muss ich mir überlegen, ob ich die Blende weiter öffnen kann, ob ich mehr Licht in die Szene kriege oder ob ich mit der längeren Belichtungszeit irgendwie leben kann.
Geht all das nicht, muss ich ausnahmsweise die ISO-Empfindlichkeit über die Schmerzgrenze hinaus erhöhen.
Dieses Vorgehen empfehle ich dir, wenn du Zeit hast!
Warum du die ISO-Automatik nutzen sollst + die Vor- und Nachteile davon
Hast du für ein Motiv nur eine Chance (bspw. bei einer Hochzeit) oder dir fehlt schlicht und einfach die Zeit, um dich an die passende Einstellung heranzuarbeiten (bspw. wenn du mit der Familie unterwegs bist), kannst du dir von der ISO-Automatik unter die Arme greifen lassen.
Nachteile der ISO-Automatik
Fotografierst du mit Auto-ISO, verlierst du ein Stück weit Kontrolle. Je höher die Kamera die ISO-Empfindlichkeit wählt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bildrauschen sichtbar wird. Außerdem reduziert sich bei zunehmender ISO-Empfindlichkeit der Dynamikumfang deines Bildes.
Moderne Kameras liefern allerdings auch bei relativ hohen ISO-Werten brauchbare Ergebnisse. Ideal ist es, wenn du den Bereich, in dem sich die ISO-Automatik austoben kann, begrenzen kannst.
Bei älteren Kameras empfehle ich dir die ISO-Automatik nicht zu nutzen.
Ich nutze sie bei meiner Sony Alpha 65 bspw. nicht. Denn,
- dort kann ich den Bereich nicht begrenzen,
- Bildrauschen ist schon ab ISO 800 sichtbar und
- die Wahl der Kamera passt mir oft nicht.
Vorteile der ISO-Automatik
Sobald du nicht im manuellen Modus fotografierst, überlässt du der Kameraautomatik eh schon einen Teil der Arbeit. Fotografierst du mit Blendenpriorität, errechnet die Kamera die Verschlusszeit, fotografierst du mit Zeitpriorität, errechnet sie die Blende.
Wieso also nicht auch die ISO-Empfindlichkeit?
Wie gesagt, moderne Kameras liefern auch bei höheren ISO-Werten brauchbare Ergebnisse. Wenn du dann den Bereich so begrenzt, dass du keine Bauchschmerzen bekommst, ist alles im grünen Bereich.
Beim Fotografieren sparst du dadurch Zeit und die Wahrscheinlichkeit für ein scharfes Bild bei Schnappschüssen steigt. (Obwohl ich dir dafür sogar den kompletten Automatikmodus empfehle.)
Ich sage immer:
Besser ein verrauschtes als ein verwackeltes Bild.
Verschlusszeit und ISO-Empfindlichkeit in Abhängigkeit (Auto-ISO min VS)
Beim »Kontrollverlust« bei Auto-ISO und Blendenpriorität stört mich, dass die Kamera oft anders entscheidet als ich.
Als Beispiel hier ein simpler Versuchsaufbau mit meiner Sony RX100 III und Auto-ISO begrenzt zwischen 125 und 1600.
Als Fotograf wäre die Entscheidung klar: ISO runter, Belichtungszeit rauf!
Aber die Kamera entscheidet sich für eine Belichtungszeit von 1/30 Sek. und erhöht lieber die ISO-Empfindlichkeit.
Die Kamera bleibt so lange bei 1/30 Sek. bis entweder so viel Licht da ist, dass bei ISO 125 (die untere Grenze) kürzer belichtet werden kann oder so wenig Licht vorhanden ist, dass bei ISO 1600 (obere Grenze) länger belichtet werden muss, um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten.
Im Test habe ich dafür einfach die Lampe bewegt.
Warum sich die Kamera auf 1/30 Sek. einschießt, weiß ich nicht. Meine Sony Alpha 65 hängt beim selben Test lustigerweise bei 1/60 Sek. fest. 🙂
Und genau hier liegt das Problem: Egal ob es jetzt 1/30 Sek. oder ein 1/60 Sek. ist, beides ist in meinem Beispiel zu kurz. Die Kamera steht relativ ruhig, also wäre es besser, länger zu belichten, um die ISO-Empfindlichkeit niedrig halten.
Die Kamera hat sich falsch entschieden!
Auf der anderen Seite sind 1/30 oder auch 1/ 60 Sek. zu lang, wenn ich abends auf einer Party fotografiere. Hier sollte die Kamera schneller die ISO-Empfindlichkeit erhöhen und kürzer belichten, um keine Bewegungsunschärfe zu erhalten.
Auto-ISO ist manchmal halt doch Käse!
Manche Kameras bieten eine Lösung für das Problem. Bei Sony hat man diesem Feature den genialen Namen »Auto-ISO min. VS« gegeben. Jaahhaaa, da weiß doch jeder sofort, um was es geht. 🙂
Spaß beiseite, auch wenn die Funktion einen komischen Namen hat, sie ist genial.
Zum einen kannst du angeben, ob du lieber höhere ISO-Werte oder lieber längere Verschlusszeiten haben willst, zum anderen kannst du sogar Belichtungszeiten als Grenzwerte angeben.
Bspw. kannst du der Kamera sagen, dass du mindestens 1/100 lange belichten willst. Die Kamera wird in diesem Fall bei allen Belichtungszeiten, die 1/100 Sek. und kürzer sind, die untere Grenze des Auto-ISO wählen. Reicht das Licht bei 1/100 Sek. nicht für die untere Grenze, wird die ISO-Empfindlichkeit erhöht, damit die Belichtungszeit gehalten wird.
Wenn allerdings die obere Grenze des Auto-ISO nicht mehr ausreicht, überstimmt die Kamera die Einstellungen in »Auto-ISO min VS.« und verlängert die Belichtungszeit.
Das klingt jetzt vielleicht kompliziert, aber das Feature ist wirklich genial.
Bei Sony findest du diese Einstellung allerdings nur in den Topmodellen. Bei der RX100 M4, RX10 M2 und M3, a6300 und den a7 der 2. Generation.
Bei Nikon gibt es diese Funktion auch, ich weiß allerdings nicht, wie sie heißt. Bei Canon heißt es, glaub ich »ISO-Änderungsrate« und du kannst zwischen »schnell«, »standard« und »langsam« wählen.
Zusammengefasst
Moderne Kameras liefern bei moderat höhren ISO-Werten super Qualität. Um Zeit zu sparen, kannst du die Wahl des ISO-Werts der Kamera überlassen.
Idealerweise begrenzt du den Bereich, in dem die Kamera sich austoben kann.
Um die Kontrolle über das Verhältnis von ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit im Modus Blendenpriorität (Zeitautomatik) nicht ganz zu verlieren, bieten manche Kameras spezielle Einstellungen an. Bei Sony hießt diese Einstellung »Auto-ISO min. VS.«
Über Fototipp
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