Ruppiner-Land-Rundwanderweg: 250 km durch Brandenburg wandern
| Lesezeit ca. 17 MinutenIn diesem Artikel erzähle ich dir von meiner Wanderung auf dem Ruppiner-Land-Rundwanderweg. Ich stelle dir den offiziellen Routenvorschlag vor und nehme dich mit auf meine - deutlich längeren - Etappen durch Brandenburg.
Wochenende. Mitte September, guter Wetterbericht!
Kurzentschlossen begebe ich mich am frühen Morgen mit meiner Stirnlampe bewaffnet auf die erste Etappe des Ruppiner-Land-Rundwanderwegs.
Die heutige Wanderung führt mich über 45 km vom S-Bahnhof Birkenwerder bis zum Bahnhof Zehdenick.
Vorbei komme ich dabei an der Havel, dem Lehnitzsee und ganz viel grandioser, weiter Landschaft. Typisch Brandenburg. Schön.
Stopp!
Dieser Beitrag wuchs mit jeder Etappe, die ich auf dem Ruppiner-Land-Rundwanderweg wanderte. Den Start machten die ersten beiden Etappen von Birkenwerder nach Zehdenick (45,1 km) und von Wustrau-Radensleben nach Brieselang (50,1 km).
Update 08.11.2021: 3. Etappe hinzugefügt.
Update 25.11.2021: 4. Etappe hinzugefügt.
Update 24.03.2022: 5. Etappe hinzugefügt.
Update 06.09.2023: 6. Etappe hinzugefügt. Fertig!
Der Ruppiner-Land-Rundwanderweg in 13 oder 14 Etappen
Der Ruppiner-Land-Rundwanderweg führt dich über 250 km durch das – wer hätte es gedacht – Ruppiner Land.
Offiziell ist der Wanderweg in 13 Etappen von 8 km bis 32 km unterteilt. Du kannst den Wanderweg aber auch in kürzere Etappen aufteilen, es werden immer wieder Ortschaften mit Unterkünften oder Bushaltestellen passiert:
- Etappe 1: Wustrau → Neuruppin (15 km)
- Etappe 2: Neuruppin → Braunsberg (21 km)
- Etappe 3: Braunsberg → Rheinsberg (8 km)
- Etappe 4: Rheinsberg → Menz (18 km)
- Etappe 5: Menz → Fürstenberg/Havel (20 km)
- Etappe 6: Fürstenberg/Havel → Dannenwalde (18 km)
- Etappe 7: Dannenwalde → Zehdenick (20 km)
- Etappe 8: Zehdenick → Liebenberg (14 km)
- Etappe 9: Liebenberg → Oranienburg (18 km)
- Etappe 10: Oranienburg → Hennigsdorf (22 km)
- Etappe 11: Hennigsdorf → Brieselang (17 km)
- Etappe 12: Brieselang → Tietzow (14 km)
- Etappe 13: Tietzow → Wustrau (32 km)
Alternative zu Etappe 13:
Sollten dir 32 km zu weit sein, kannst du die Etappe 13 einfach im Storchendorf Linum unterbrechen. Die Alternative sieht dann wie folgt aus:
- Etappe 13: Tietzow → Linum (16 km)
- Etappe 14: Linum → Wustrau (17 km)
Meine Route entlang des Ruppiner-Land-Rundwanderwegs
Ich gehe den Ruppiner-Land-Rundwanderweg in „nur“ 6 langen Etappen von Bahnhof zu Bahnhof. Ich mag lange Wanderungen. Außerdem spare ich mir so die Übernachtungen unterwegs, da ich jeden Morgen zum Startbahnhof fahre und abends vom Zielbahnhof wieder zurück nach Hause.
Ich wohne allerdings auch am nördlichen Berliner Stadtrand. Die Zeiten für An- und Abfahrt betragen so maximal 1.5 Stunden. Bei kürzeren Etappen würde sich das nicht lohnen.
Klar funktioniert das nur, wenn du entsprechend wohnst. Aus der Mitte Berlins sollte das aber auch funktionieren.
Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass ich den Wanderweg nicht am Stück gehen muss, stattdessen kann ich meine Wanderungen so legen, dass es familiär passt. Außerdem kann ich die Etappen wild mischen, je nachdem wie die kürzeste Anfahrt ist. So kommt es auch, dass ich mal im Uhrzeigersinn wandere, mal entgegen.
D.h., die hier „von-bis“ Vorschläge kannst du ruhig auch umgekehrt sehen, genauso kannst du die Nummern der Etappen frei tauschen. Ich bin bspw. die längste Etappe von Altfriesack nach Brieselang als zweites gewandert, weil es in den Herbst hineinging und die Tage immer kürzer wurden.
Ein bisschen Werbung in eigener Sache:
Kennst du schon meinen Wanderratgeber für jedermann?
Darin erkläre ich dir, unter anderen auch, wie ich meine Routen plane.
Meine Planung als Karte:
Meine 6 Etappen:
- Etappe 1: Birkenwerder → Zehdenick (44 km)
- Etappe 2: Zehdenick → Fürstenberg/Havel (41 km)
- Etappe 3: Altfriesack → Brieselang (51 km)
- Etappe 4: Rheinsberg → Altfriesack(46 km)
- Etappe 5: Brieselang → Birkenwerder (34 km)
- Etappe 6: Rheinsberg → Fürstenberg/Havel (39 km)
Meine Etappen im Detail: Chronologisch geordnet
Etappe 1: Von Birkenwerder nach Zehdenick
Gemessene 45,1 km in 9:25 h
Ich weiß nicht, was mich geritten hat, aber es ist erst halb sechs morgens, als ich aus der S-Bahn am Bahnhof Birkenwerder steige. Es ist dunkel, da ich aber erst durch den ganzen Ort wandere, lasse ich die Stirnlampe im Rucksack. Erst auf der Höhen von Pflanzen Kölle in Borgsdorf hole ich sie heraus, ab jetzt geht es in den Wald, hell ist es noch nicht, aber es dämmert. Dafür ist es warm und ich nutze die Zeit, um meine Hose zu kürzen. Ich liebe kurze Hosen!
Bei Havelhausen – es ist in der Zwischenzeit hell – entdecke ich den ersten Wegweiser: E10 / Ruppiner-Land-Rundwanderweg. Sogar mein Tagesziel, der Bahnhof Zehdenick ist angegeben: Noch 39,9 km. Phu!
Weiter geht es Richtung Lehnitz, wo der S-Bahnhof ein möglicher Ausstiegspunkt in Richtung Zivilisation wäre. Ich nutze aber nur die Unterführung des Bahnhofs, um auf die andere Seite der Gleise zu gelangen und wandere dann auf der Ostseite des wunderschönen Lehnitzsees bis zur Schleuse und dann ein gutes Stück entlang des Oder-Havel-Kanals bis nach Friedrichsthal.
Ich durchquere den Ort und wandere anschließend eine kleine Ewigkeit, durch die schönen Wälder Brandenburgs.
Bei Fichten treffe ich wieder auf bewohntes Gebiet. Von hier geht der offizielle Wanderweg eigentlich weiter nach Liebenberg, aber meine Wanderapp „komoot“ schickt mich komischerweise entlang einer viel befahrenen Hauptstraße. Da ich keinen Wegweiser sehe, folge ich ohne nachzudenken der App. Als ich realisiere, wie lange ich auf der Straße wandern soll, bin ich schon zu weit und habe keine Lust mehr umzukehren. Also wechsle ich einfach auf das benachbarte Maisfeld. Dankenswerterweise sind die ersten Meter neben der Straße schon abgeerntet.
In Falkenthal biege ich links ab und treffe auf einer Anhöhe mit Windrädern und grandioser Fernsicht wieder auf die offizielle Route des Rundwanderwegs.
Es geht wieder in den Wald und dann entlang weiter Felder bis zu meinem Ziel, dem Bahnhof in Zehdenick.
Etappe 2: Von Wustrau-Radensleben (Altfriesack) nach Brieselang
Gemessene 50,9 km in 11:48 h
Pünktlich um 6:14 Uhr kommt der Regional Express 6 in Richtung Wittenberge am Bahnhof Wustrau-Radensleben an. Außer mir steigt keiner aus und auch keiner ein und so stehe ich in nebliger Dunkelheit allein im Niemandsland. Stirnlampe auf den Kopf und los geht’s! Der Sonnenaufgang ist erst in einer Stunde, die ersten Meter meiner heutigen Wanderung gehen aber eh nur entlang einer Straße bis Altfriesack.
Dort überquere ich eine schön angeleuchtete Zugbrücke und beobachte, wie Eltern ihre frisch eingeschulten Kinder zur Bushaltestelle begleiten. Klar kommen da Erinnerungen an meine Schulzeit hoch, zum Glück konnte ich zur Grundschule zu Fuß gehen und musste erst beim Besuch der weiterführenden Schule früh zum Bus. Die Jahreszeit, in der es lange dunkel ist, war dabei furchtbar … jetzt, zig Jahre später sehe ich, dass sich daran wohl nichts geändert hat.
Aber egal, ist jetzt nicht mein Problem. Was ich hier mache, ist selbstauferlegtes Leid und es macht mir Spaß. Erst recht, als ich wenige Minuten später an der Badestelle am Obelisk stehe und auf den nebelverhangene Ruppiner See blicke. Es sieht aus wie das Ende der Welt, ich blicke ins Nichts!
Nach ein paar Metern im Wald, bin ich zurück auf der Straße. Zum Glück ahne ich noch nicht, dass ich für die nächsten 20 km (bis Kuhhorst) die Straße nicht verlassen werden, sonst hätte meine Motivation vielleicht einen Knick abbekommen.
Bis Linum sind die Straßen aber kaum befahren, dafür höre ich die ganze Zeit Kraniche. Manchmal sehe ich im dichten Nebeln auch welche über mich hinwegfliegen. Als ich in der Nähe des oberen Rhinluch Richtung Hakenberg und Linum abbiege, sehe ich alle paar Meter ein Reh. Es ist der Wahnsinn! Ein Schauspiel der Natur. Grandios und kostenlos!
Leider hat meine Canon zu wenig Brennweite, um das gesehene auch nur Ansatzweise aufzunehmen.
Ich passiere Linum, und wandere weiter auf der Straße, umgeben von tausenden Kranichen. Die Feldwege sind abgesperrt und hier und da findet sich ein Sichtschutz aus Strohballen, um das Spektakel zu beobachten, ohne die Vögel zu stören. Es ist einfach nur irre.
Im Ökodorf Kuhhorst zögere ich kurz und überlege, ob ich mir im Demeter Hoflanden Proviant kaufen soll, entscheide mich nach einer Sichtung meines vorhandenen Proviants im Rucksack dagegen. Mir bleiben noch 2 Liter Wasser, 3 Äpfel, 2 kleine Brote und noch ein bisschen Salami. Das reicht bis Brieselang. Alles, was ich zusätzlich kaufe, muss ich schließlich schleppen!
Zum Glück endet hier der lange Abschnitt auf der Straße. Ich wandere zunächst auf einem Feldweg bis zum kleinen Havelländischen Hauptkanal. Diesem folge ich durch Wald und Felder voller Kraniche.
Es ist irre, wie nah ich den Vögeln komme, ohne die Route zu verlassen. Manche fliegen weg, manche bleiben stehen. Der Wahnsinn!
Der Wahnsinn ist allerdings auch der Feldweg Richtung Tietzow. Dieser scheiß Weg, will einfach nicht enden. Schnurgerade, Betonplatten mit Grünstreifen in der Mitte. Gähn!
Tietzow streife ich nur und wandere von nun an wieder über schöne Waldwege. Kurz vor Grünefeld passiere ich das Gelände der Nation of Gondwana und den Kiessee. Weiter geht es nach Paaren, einem schönen kleinen Ort mit Kirche, alten Häusern und Dorfanger. Allerdings auch mit einer widerlichen Brücke über die Autobahn. An Fußgänger hat beim Bau wohl niemand gedacht!
Gleiches gilt für die Brücke über den Havelkanal kurz vor meinem Ziel: Brieselang. Zu dieser komme ich auch wieder über lange Waldwege.
Etappe 3: Von Wustrau-Radensleben (Altfriesack) nach Rheinsberg
Gemessene 46,4 km in 10:40 h
Pünktlich um 7:18 Uhr kommt der Regional Express 6 in Richtung Neuruppin-West am Bahnhof Wustrau-Radensleben an. Außer mir steigt keiner aus und auch keiner ein und so stehe ich in der Dunkelheit allein im Niemandsland. Stirnlampe auf den Kopf und los geht’s!
Richtig, meine 3. Etappe auf dem Ruppinder-Land-Rundwanderweg beginnt ähnlich der letzten Etappe. Allerdings fängt der grandiose Sonnenaufgang dirtek an, und ich muss nicht erste eine Stunde durch die Dunkelheit wandern. Außerdem geht es heute in die andere Richtung, zuerst entlang des Ruppiner Sees, durch Neuruppin, weiter entlang des Rhin zum Molchowsee, vorbei am Tezensee und Zermützelsee, halb um den Tornowsee bis nach Binenwalde am Kalksee. Hier endet der Weg entlang der Seen für heute, stattdessen geht es tatsächlich erst einmal bergauf und dann über weite Ebenen bis zum Endpunkt der Etappe nach Rheinsberg.
Zu meiner dritten Etappe gibt es sogar eine Video, da ich die Tour nutzte, um das Google Pixel 6 zu testen. Dementsprechend sind die meisten Fotos dieser Tour auch mit diesem Smartphone geschossen.
Aber zurück zum Sonnenaufgang. Ich überquere gerade die Bahngleise hinter dem Bahnhof als der Zauber des Tages beginnt. Die Sonne bemalt den Himmel in den schönsten Farben und so wird es den ganzen Tag bleiben.
Da stört es mich auch nicht, dass ich schon nach wenigen Metern den Weg nicht finden kann und durch hohes, nasses Gras stapfe. Bald bin ich dann auch wieder auf dem Weg, erreiche die Ortschaft Karwe und stehe am Ufer des Ruppiner Sees.
Es ist magisch! Der Sonnenaufgang ist noch voll im Gange, ich stehe auf einem Steg – das Wasser unter mir bewegt sich kaum – und genieße.
Es war der Wahnsinn und es hört auf der gesamten Wanderung entlang des Ostufers des Ruppiner Sees einfach nicht auf. Die Natur gibt an diesem Tag alles.
Auch die folgenden Seen sind alles andere als schlecht, aber erst am Ufer des Tornowsees frage ich mich: „Kann es überhaupt noch besser werden?“
Ich weiß es nicht. Ich bin dieses Jahr schon soo viel gewandert, aber war es jemals soo schön? Ich glaube nicht. Die Farben des Herbstes, kombiniert mit der Sonne und der Landschaft. Dem See, einer kleinen Insel mittendrin. Ich bin hin und weg.
Auch Binenwalde mit seinem imposanten Gutshof und der hügeligen Landschaft, von der aus ich Fischer auf dem See beobachte, gefällt mir.
Was mir allerdings nicht gefällt ist die DB-Bahn-App. Darin entdecke ich, dass meine Rückfahrt aus Rheinsberg ausfällt. Ich laufe die Etappe extra in dieser Richtung, weil Rheinsberg so schlecht angeschlossen ist und es fast unmöglich ist, früh morgens dorthin zu kommen. Jetzt ist es aber auch fast unmöglich, wieder wegzukommen.
Kurz: Ich wurde abgeholt!
Von Binenwalde ging es tatsächlich durch hügeliges Gebiet und über weite Ebenen. Auch das war durchaus schön, kann aber nicht mit den Seen des ersten Teils dieser Etappe mithalten.
In Rheinsberg bin ich direkt zum Treffpunkt für meine Rückfahrt, ich kann aber jedem den Schlosspark und das Schloss wärmstens ans Herz legen. Ist wirklich schön.
Etappe 4: Von Fürstenberg nach Zehdenick
Gemessene 42,9 km in 08:54 h
Zappenduster ist es, als ich auf der Fürstenberger Bahnhofsstraße meine 4. Etappe in Angriff nehme. Menschenleer, kalt, dunkel, aber Fürstenberg an der Havel ist ein schönes Städtchen, das sehe ich schnell.
Trotzdem: Ich bin lieber in die Natur und die Stärke des Ruppiner-Land-Rundwanderwegs sind auch nicht die Ortschaften, sondern die Landschaft.
Und die gibt auch heute wieder alles. Fürstenberg ist umringt von Seen und so komme ich über eine Brücke aus der Stadt und schon bald zur ersten Sehenswürdigkeit, einer alten Eisenbahnfähre.
Das eigentliche Highlight meiner Etappe sind aber die ersten 10 km entlang der Havel. Trotz Nebel, Nässe und Kälte: Unfassbar schön! Ja, ich gehe sogar so weit und behaupte, dass es der schönste Abschnitt der Havel ist, an dem ich bis jetzt entlanggewandert bin.
In Bredereiche verlasse ich allerdings die Havel und marschiere von nun an auf Fahrradstraßen oder sogar Autostraßen. Glücklicherweise habe ich die Route im Voraus nicht ganz so genau studiert, sonst wüsste ich, dass das jetzt 20 km lang so geht. Es gibt zwar hier und da ein paar Abwechslungen, tatsächlich bin ich aber schnell genervt und gelangweilt, sodass ich versuche Freunde anzurufen, die für Ablenkung sorgen.
Für Radfahrer ist dieser Abschnitt sicher gut, aber nicht für Wanderer. Würde ich den Weg nochmals gehen, würde ich als Alternative dem Fernwanderweg E10 folgen, der aus mir nicht erklärlichen Gründen genau an dieser Stelle vom Ruppiner-Land-Rundwanderweg abweicht. Die Route würde dann ungefähr so verlaufen:
Kurz vor Zehdenick wird es aber wieder spannend. Mehrere Schilder informieren über die Vergangenheit der vielen Ziegeleien in der Region. Lesen kann ich leider nicht alles, es ist Mitte November und die Sonne steht schon tief. Also schnell weiter Richtung Ziegeleipark Mildenberg und Richtung Bahnhof. Der Wanderweg soll mich entlang der Havel durch den Park führen, doch das geht nicht. Der Weg ist gesperrt. Also muss ich in einem großen Bogen um den Park laufen. Ätzend, aber schön.
Den Ziegeleipark kann ich übrigens empfehlen. Hineingehen, nicht umlaufen 🙂 Nur vielleicht nicht auf dieser Wanderung. Die geht weiter Richtung Zehdenick zwischen verschiedenen Seen hindurch. Und da ist er endlich wieder, der Moment, bei dem ich aus dem Staunen nicht herauskomme. Um Zehdenick herum gibt es sooo viel Wasser, Boote, Schleusen, Brücken, Werften … ich fühle mich fast wie in Dänemark … was sicher auch mit dem Wetter zu tun hat.
Aber gut, es wird tatsächlich dunkel und die Abfahrtzeit meiner Bahn rückt näher, sodass ich zügig weiterwandere bis zum Ziel dieser Etappe, dem Bahnhof Zehdenick.
Etappe 5: Von Birkenwerder nach Brieselang
Gemessene 33,5 km in 07:14 h
Heute vor fast 4 Monaten bin ich meine letzte Etappe auf dem Ruppiner-Land-Rundwanderweg gegangen. Der Winter, die kurzen Tage … da ich von vorneherein den Wanderweg nicht am Stück gehen wollte, gönnte ich mir diese Auszeit. Aber jetzt, Mitte März, die Temperaturen steigen und die Tage sind wieder länger, jetzt mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof Birkenwerder – von mir sind es nur zwei Stationen – und von dort geht es dann weiter Richtung Brieselang.
10 Minuten durch den Ort und dann bin ich schon auf dem Briesesteig, einem Steg entlang und über das sumpfige Gebiet der Briese. Wirklich wunderschön, zumindest bei Tageslicht. Ich passiere diesen Teil der Wanderung noch in der Morgendämmerung. Richtig hell wird es erst auf der Fahrradstraße von Birkenwerder Richtung Havelbaude und dem Hohen Neuendorfer Stadtteil Niederheide.
Allerdings ist es eine Straße und das wird lang so bleiben. Erst an der Autobahn entlang ist der Weg nicht mehr befestigt, aber dafür eben eine Autobahn direkt daneben. Diese überquere ich über einen seltsamen Parkplatz, marschiere eine Weil druch den Wald und stehe schließlich an den grandiosen Havelwiesen zwisch Wasserwerk Stolpe und Hennigsdorf. Die Tierwelt haut mich um. So viele Fischreiher auf einem Fleck? Gänse, Enten, Möwen, Schwäne … und alles in Massen! Mir fällt es schwer, diesen schönen Ort zu verlassen, aber ich muss weiter. Richtung Hennigsdorf, durch Hennigsdorf (so lala), Richtung Schönwalde, wo ich im Wald Überreste eines alten Schießstandes finde. (Die Gegend rund um Schönwalde ist eh spannend, dort findet sich noch eine große, verlassene Kaserne und einen alten Flugplatz!)
Beides kenne ich aber schon und außerdem liegt es nicht auf meiner heutigen Route, also lasse ich den Schießstand links liegen und gehe weiter Richtung Havelkanal. Dort gefällt es mir so gut, dass ich kurzerhand die offizielle Route verlasse und bis Brieselang entlang des Kanals gehe. Kann ich empfehlen.
Die beiden letzten Fotos, sind mit dem 360° Modul der Insta360 ONE RS aufgenommen, diese Wanderung habe ich dazu genutzt, die Kamera zu testen, hier das Video dazu:
Etappe 6: Von Rheinsberg nach Fürstenberg/Havel (39 km)
Gemessene 38,5 km in 08:31 h
Zugegeben, als ich 5 Minuten nach halb acht das Haus verlasse, habe ich kein gutes Gefühl. Seit die Rückfahrt aus Rheinsberg nach Etappe 3 ins Wasser gefallen war, drücke ich mich um diese Etappe. Als ich dann fast 2 Stunden später die Berliner Straße in Rheinsberg entlangwandere, bin ich aber guter Dinge. Endlich wieder unterwegs, endlich wieder Rheinsberg. Ist nämlich schön dort.
Und, obwohl ich für meine Verhältnisse spät starte (früher fuhr keine Bahn), sind die Straßen menschenleer. Das mag ich, noch mehr gefällt es mir aber, als ich wenige Minuten später, im Wald wandere. Schön!
Es dauert dann auch nicht lange, bis ich durch die Bäume hindurch den ersten See erkenne. Es ist der Wittwesee. Auch schön, Seen sind immer schön, aber ich werde noch weitere Seen passieren, schließlich befinde ich mich im südlichen Teil der Mecklenburger Seenplatte.
Noch besser gefällt mir der Nehmitzsee wenige Kilometer weiter, an dessen Ende ich nicht direkt dem breiten Weg folge, sondern stattdessen einem kleinen Trampelpfad, der mich zu ein paar verrotteten Booten führt. Spannend!
Aber es kommt noch besser! Der Uferweg entlang des Roofensees führt mich spektakulär direkt an der Wasserkante entlang. Ich bin total fasziniert und deshalb auch nicht verwundert, als ich an der Badestelle einen (ohne Musik) tanzenden, älteren Mann entdecke. 🙂
Nach dem Roofensee passiere ich den Ort Menz und merke auf dem Weg Richtung Stechlinsee schnell, wie wenig dieser Wanderweg begangen wird. Mein Pfad ist nämlich zugewuchert und voller Brennnesseln, aber sowohl Schilder als auch Markierungen an Bäumen und das GPS bestätigen mir, dass ich richtig bin. Also Augen zu und durch!
Und tatsächlich, es geht weiter und ich stehe irgendwann vor dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei am großen Stechlinsee – dem Star der heutigen Wanderung.
Von diesem See habe ich schon viel gehört. Es ist der tiefste See im Norden Deutschlands und einer der klarsten Seen der Republik. Und tatsächlich, das Wasser ist unfassbar klar. Die Sichttiefe beträgt 6,25 Meter, lese ich später auf einer Info-Tafel.
Und der See und die Umgebung: Schön! Wirklich schön, in Neuglobsow kommt mit den vielen Ausflüglern und den einladenden Cafés bei mir sogar Urlaubsstimmung auf. Aber mir ist nicht nach Pause. Ich will weiter. Um genauer zu sein, will ich meine Rückfahrt in Fürstenberg nicht verpassen. Bis dahin werde ich noch zwei weitere Seen passieren.
Den Peetschsee bewundere ich vom Augustablick aus. Richtig toll und kurz vor dem Röblinsee entdecke ich einen alten russischen Lost Place. Finde ich zwar spannend, ich wage jedoch nur einen kurzen Blick, sonst wird das nichts mehr, mit der Fahrt nach Hause.
Also wandere ich weiter und dann nimmt das Unglück seinen Lauf. Zuerst fängt mein rechtes Fußgelenk an zu schmerzen. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber der Schmerz wurde immer intensiver und beschäftigte mich dann ein paar Tage. Aber viel schlimmer, ich lasse meine relative neue Kamera, die Sony ZV-1 Mark II fallen. Fuck!
Die Kamera überlebt es zum Glück, sieht allerdings ziemlich mitgenommen aus. Mal sehen, ob der Sturz irgendwelche Langzeitfolgen nach sich zieht.
Wenig später überquere ich die Havel und stehe rechtzeitig am Bahnsteig.
Eigentlich war diese Etappe toll – wie eigentlich alle anderen Etappen des Ruppiner-Land-Rundwanderwegs auch. Aber ich hatte eben dieses ungute Gefühl zu Beginn und eine ramponierte Kamera + einen schmerzenden Fuß am Ende.
Mein Video dieser Etappe:
Branderburg entdecken auf dem Ruppiner-Land-Rundwanderweg
Der Ruppiner-Land-Rundwanderweg hat mich in mehrfacher Weise überrascht. Zum einen hätte ich nicht gedacht, dass es sich über 2 Jahre ziehen wird, bis ich all meine Etappen absolviere, zum anderen hat mir die Wanderung gezeigt, wie gut doch die Infrastruktur auch weiter weg von Berlin ist. Zumindest dann, wenn man weite Etappen wandern möchte.
Dass Brandenburg ein grandioses Wanderland ist, wusste ich schon vor der Rundwanderung und trotzdem überraschte mich die Vielfalt, der Landschaft und die zahlreichen Tiere entlang des Weges.
Ja, ich kann den Wanderweg wärmstens empfehlen, vielleicht tatsächlich auch so, wie ich es gemacht habe. Mal im Sommer, mal im Frühjahr, mal im Herbst. (Den Winter sparte ich mir.)
So wird die Vielfalt der Landschaft noch größer. Die Freude über die erwachende Tierwelt und die ersten Sonnenstrahlen auf Etappe 5 waren toll, wurden aber von den Rehen, Kranichen und Gänsen auf Etappe 2 weit übertroffen. Die für mich beste Etappe und tatsächlich eine meiner schönsten Wanderungen überhaupt war aber Etappe Nr. 3 unter bunten Bäumen, bei bestem Wetter und tiefstehender Sonne, die den ganzen Tag in goldenes Licht packte.
Wer hier schreibt:
Hallo! Ich bin übrigens Marc!
Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.
Mehr über mich findest du hier. Und hier findest du meine aktuelle Fotoausrüstung.
Du hast Fragen, Anregungen...?
Schreib mir: marc@reisezoom.com