Micro Four Thirds 2024: Das ideale Sensorformat für Fotografen unterwegs?
| Lesezeit ca. neun MinutenDas Micro Four Thirds (MFT) System hat sich seit seiner Einführung im Jahr 2008 kontinuierlich zu einem führenden Sensorformat für Fotografen entwickelt, die sich unterwegs nicht durch eine zu große Ausrüstung einschränken wollen. Mit seinen kompakten Abmessungen, dem geringeren Gewicht und der dennoch guten Bildqualität bietet es die perfekte Balance für diejenigen, die leichtes Gepäck bevorzugen, ohne dabei großartige Kompromisse bei der Qualität eingehen zu müssen.
In diesem Blogpost erörtere ich, warum – auch 2024 noch – das MFT-Format das beste Sensorformat für Fotografen ist, die viel unterwegs sind.
Was ist das Micro Four Thirds Format?
Das Micro Four Thirds (MFT) Format ist ein Standard, der von Olympus und Panasonic ins Leben gerufen wurde. Die Philosophie hinter MFT ist einfach: Reduzierung der Größe und des Gewichts der Kameras und Objektive ohne signifikante Einbußen bei der Bildqualität. Dies wird erreicht, indem ein kleinerer Sensor verwendet wird – konkret einen mit den Maßen 17,3 x 13 mm, der etwa 25% der Fläche eines Vollformat-Sensors ausmacht.
Da ein kleinerer Bildkreis benötigt wird, um den Sensor abzudecken, können MFT-Objektive kleiner konstruiert werden.
Das Ergebnis ist ein System, das leicht, kompakt und ideal für diejenigen ist, die ihre Kameraausrüstung überallhin mitnehmen wollen.
Der kleinere Sensor hat einen Crop-Faktor von 2. Dies bedeutet, dass ein Objektiv mit einer Brennweite von 25 mm das äquivalente Sichtfeld eines 50 mm Objektivs auf einem Vollformatsensor bietet.
Die kürzere Brennweite bedeutet aber auch, dass bei gleicher Blende die Schärfentiefe im MFT-Format größer ist, d.h. du kannst nicht so gut freistellen, wie mit einem größeren Sensor, bzw. du brauchst Objektive mit größeren Blenden.
Um bspw. ein Foto zu schießen, dass 50 mm f/2.8 im Kleinbildformat entspricht, musst du im MFT-Format mit 25 mm f/1.4 fotografieren. Und Objektive mit solch großen Blenden sind auch im MFT-System rar.
Ein Nachteil muss das jedoch nicht sein, es kommt eben darauf an, was du machen willst. Und zur Not kannst du heutzutage auch ein bisschen per Software nachhelfen und in der Nachbearbeitung die Schärfentiefe verringern.
In diesem Video vergleiche ich 3 Tools, die „künstlich“ die Schärfentiefe verringern können:
Und hier ein Beispiel. Das Bild wurde mit der Lumix G9 II bei 60mm mit Blende f/4 aufgenommen. Links das Original und rechts mit leicht unschärferem Hintergrund, erzeugt durch Adobe Lightroom CC. Das reicht doch, oder?
Ein richtiger Nachteil ist jedoch, dass der kleinere Sensor bei schlechten Lichtverhältnissen oder in Bezug auf den Dynamikumfang nicht ganz so gut ist. Bildrauschen entfernen geht 2024 aber auch sehr einfach und effektiv bei der Nachbearbeitung
Und die Sache mit dem Dynamikumfang ist eher ein theoretisches Problem, welches in der Praxis in vielen Bereichen nicht auffällt. Mit dem Dynamic Range Boost hat Panasonic in der Lumix G9 II zudem eine Technik implementiert, um das Problem weiter zu minimieren.
Kurz:
Ja, Nachteile gibt es auch im MFT-System, für viele Fotografen sind diese aber – wenn überhaupt – nur selten relevant und für diese seltenen Fotos, gibt es 2024 brauchbare Lösungen per Software.
Die Vorteile des Systems überwiegen. Dazu kommen wir aber gleich.
Hersteller des Micro Four Thirds Systems
Das MFT-System wurde ursprünglich von Olympus und Panasonic entwickelt, die beide eine breite Palette von Kameras und Objektiven für dieses Format herstellen. Beiden Marken sind führend in der Innovation und Entwicklung neuer Produkte für das MFT-System.
Olympus / OM-Systems hat sich durch die Herstellung von Kameras ausgezeichnet, die nicht nur kompakt und leicht sind, sondern auch über eine herausragende Bildstabilisierung und Wetterfestigkeit verfügen, was sie zu einer idealen Wahl für Outdoor-Abenteuer und Reisen macht.
Panasonic hat sich hingegen einen Namen gemacht, indem es nicht nur Wert auf die fotografische Qualitäten legt, sondern auch auf das Thema Video. Panasonic bietet mit der Lumix GH-Serie einige der besten MFT-Optionen für Videografen an.
Neben OM-Systems und Panasonic unterstützen auch andere Hersteller das MFT-System durch die Entwicklung von Objektiven und Zubehör. Auch Marken wie Sigma, Tamron und Leica haben sich dem MFT-Format verschrieben.
Durch die Unterstützung vieler Hersteller hat das MFT-System ein Ökosystem geschaffen, das eine beeindruckende Auswahl und Vielfalt an Optionen bietet, die andere Kameraplattformen übertreffen.
Der Übergang von Olympus zu OM System
2021 wurde die Kameraabteilung von Olympus von der Japan Industrial Partners (JIP) übernommen. Aus dieser Übernahme wurde OM Digital Solutions geboren, das die Tradition von Olympus unter dem neuen Markennamen OM System fortsetzt.
Die Übernahme durch JIP und die Umfirmierung in OM System hat bei mir und wahrscheinlich in der gesamten Fotografengemeinschaft Bedenken hinsichtlich der Zukunft des MFT-Formats geweckt. Bis jetzt führt OM System jedoch das Erbe von Olympus fort und hat erst Anfang 2024 mit der OM‑1 Mark II ein neues Topmodell vorgestellt.
DJI und andere
Mit der DJI Zenmuse X5 und X5R bietet DJI spezielle MFT-Kameras für die DJI Inspire Drohnen.
Sharp hat irgendwann eine Videokamera angekündigt, JVC und erst recht Blackmagic liefer(t)en tatsächlich MFT-Videokameras und auch sonst versucht sich immer wieder der eine oder andere Hersteller eine Kamera im MFT-Standard auf den Markt zu bringen.
Eine umfangreiche Liste finderst du bei Wikipedia.
MFT und ich
Zugegeben, dass ich 2024 noch einen solch ausführlichen Beitrag über die Vorteile des MFT-Systems schreiben würde, hätte ich selbst nicht erwartet, und das, obwohl ich kleine Kameras mag und mir die Vorteile des Systems schon lange bewusst sind.
Trotzdem bin ich bei Systemkameras hauptsächlich mit Canon unterwegs. Mit einer Canon EOS R8. Auch einer kleinen Kamera. Das Gesamtpaket aus Kamera und Objektiv bleibt allerings nur bei Festbrennweiten klein. Bei Zooms und erst recht bei Teleobjektiven überlege ich mir 2x, ob ich die Kamera mitnehme.
Und genau hier punktet eben Micro Four Thirds … genauer gesagt sollte ich sagen: Dann kam die Panasonic Lumix G9 II!
Ich bin schon lange ein Fan der Lumix G9 und hätte Panasonic der Kamera einen besseren Autofokus spendiert, wäre ich vielleicht nicht im Canon R-System gelandet sondern bei MFT.
Aber nicht nur die G9 überzeugte mich, auch die Panasonic Lumix GX9 ist eine tolle Kamera, oder die OM-D E-M5 Mark II und Mark III hatte ich auch schon in den Händen. Kameras die mir rein optisch und haptisch schon so gut gefallen, dass die tollen Ergebnisse, die sich damit erzielen lassen fast zweitranig sind. 🙂
Trotzdem bin ich im Canon R-System gelandet, weil bei MFT irgendwie doch immer irgendwas war. Bis eben Panasonic die Lumix G9 II auf den Markt brachte. Autofokus, Bildqualität, Rauschverhalten, Dynamikumfang, Geschwindigkeit, Rollingshutter, Video … die G9 II ist überall gut, so gut, dass ich sie sogar der optisch nahezu identischen Lumix S5 Mark II mit Vollformatsensor vorziehen würde.
In diesen beiden Videos erkläre ich dir warum:
Wenn Panasonic jetzt noch einen Body in der Größe der GX9 mit den Innereien der G9 II auf den Markt bringt, könnte ich mir gut vorstellen zu wechseln. MFT hat eben zu viele Vorteile.
Vorteile des MFT-Systems
Mobil ohne Kompromisse
Das vielleicht größte Verkaufsargument des MFT-Systems ist seine kompakte Größe. MFT-Kameras und Objektive sind deutlich kleiner und leichter als ihre Pendants aus dem Vollformat- oder APS-C-Lager. Für dich als Reisefotograf bedeutet das, dass du eine oder zwei Kameras und mehrere Objektive mitnehmen kannst, ohne dich um das Gewicht und den Platz zu sorgen.
Vor allem bei langen Brennweiten macht sich das bemerkbar und natürlich auch dann, wenn der Platz für das Kameraequipment begrenzt ist (z.B. bei einer Motorradtour) oder du aufs Gewicht achten musst, weil du – wie ich – lange Strecken wanderst.
Vielfältige Objektivauswahl
Da MFT ein offener Standard ist, findest du eine Fülle an Objektiven für praktisch jeden Einsatzzweck. (Und für jeden Geldbeutel …)
Es gibt alles, von Ultra-Weitwinkelobjektiven, die ideal für Landschaftsaufnahmen sind, über lichtstarke Festbrennweiten, die Porträtaufnahmen zum Leuchten bringen, bis hin zu Teleobjektiven für die Wildlife-Fotografie.
Und das große Plus: Diese Objektive sind in der Regel klein und leicht, was sie zu perfekten Begleitern für unterwegs macht.
Übrigens: Olympus bzw. OM-Objektive kannst du auch an Panasonic Kameras verwenden und umgekehrt. Auch das ist ein Vorteil des offenen Standards. Allerdings musst du dabei unter Umstände auf den Dual IS – also die Stabilisierung im Gehäuse und im Objektiv gleichzeitig – verzichten.
Ausgezeichnete Videoqualität
Die Fähigkeit, hochqualitative Videos aufzunehmen, ist ein weiterer Grund, warum das MFT-System beliebt ist. 4K gehört schon lange zum Standard und gerade die von mir gelobte Lumix G9 II legt die Messlatte in fast allen Bereichen noch höher, obwohl diese eigentlich primär als Fotokamera konzipiert ist.
Speziell für Video hat Panasonic die GH6 im Programm. Ich würde die G9 II aber vorziehen. Zum einen hat sie den besseren Autofokus, zum anderen ist sie die ideale Hybridkamera, wenn du sowohl als Fotograf als auch als Filmer unterwegs bist.
Egal wie und egal welche Kamera. Aktuelle MFT-Kameras müssen sich in Sachen Video nicht verstecken.
Robuste Bauweise
Trotz ihrer geringeren Größe sind viele MFT-Kameras robust gebaut und einige Modelle sind wetterfest, was sie ideal für Fotografen macht, die in herausfordernden Umgebungen arbeiten. Staub, Feuchtigkeit und Kälte können einer guten MFT-Kamera wenig anhaben. Die OM-1 Mark II hat bspw. einen IP53 zertifizierten Wetterschutz, welche Kamera hat das schon?
Der Lumix G9 II fehlt zwar die Zertfizierung, aber auch diese ist abgedichtet und kann sogar bis -10°C verwendet werden.
Wirtschaftlichkeit
Im Vergleich zu Vollformat-Kamerasystemen sind MFT-Kameras und – Objektive oft kostengünstiger.
Dazu muss ich eigentlich nichts mehr sagen, oder? Weniger Geld für die Kameraausrüstung = mehr Geld fürs Unterwegssein! 🙂
Bessere Bildstabilisierung
Bildstabilisierung ist ein weiteres Merkmal, das MFT-Kameras auszeichnet. Viele Modelle verfügen über eine beeindruckende 5-Achsen-Stabilisierung im Kameragehäuse, die es ermöglicht, auch bei schlechten Lichtverhältnissen oder bei der Verwendung langer Brennweiten scharfe Bilder zu schießen oder stabile Videos zu produzieren.
Kompatible Objektive und Kameras schaffen eine Stabilisierung von bis zu 8 Blendenstufen, d.h. das Stativ kannst du zu Hause lasen. Das spart wieder Gewicht und Stauraum!
Fazit
Das Micro Four Thirds System ist für viele Reisefotografen das Sensorformat der Wahl und dies aus gutem Grund. Es bietet eine ideale Mischung aus Portabilität, Leistung, Vielseitigkeit und Wirtschaftlichkeit. Während kein Kamera-System perfekt ist, erfüllt das MFT viele Anforderungen, die Reisende an ihre Ausrüstung stellen, und das in einem Format, das leicht zu tragen und zu verwenden ist.
Ich kann es drehen und wenden, aber das Micro Four Thirds-Format steht an der Spitze für Fotografen, die viel unterwegs sind und nach der besten Balance zwischen Größe, Gewicht und Qualität suchen.
Alternativen
Wie schon erwähnt, bin ich viel mit einer Canon EOS R8 unterwegs. Auch wenn das Gehäuse klein und leicht ist, wird das Gesamtpaket aus Kamera und Objektiv doch schnell groß. Außerdem fehlt der R8 der interne Bildstabilisator, sodass hin und wieder auch ein Stativ mit muss.
Wenn es dir um universelle Brennweiten und kompakte Abmessungen des gesamten Systems geht, musst du bei größeren Sensoren erst ger nicht anfangen zu suchen. Das gilt auch für APS-C von z.B. Fuji.
Noch kleiner und leichter geht es aber mit Kompakt- oder Bridgekameras. Diese gibt es entweder mit großem Sensor und einer festverbauten Festbrennweite.
Bspw.
oder mit kleinerem 1″-Sensor und Zoomobjektiv.
Bspw.
- Canon G5X II (aktuelles Video von mir)
- Sony RX100 VII (Vergleich mit der G5x II als Video)
- Sony RX10 VI (aktuelles Video von mir)
Oder auch mit MFT-Sensor und festverbautem Objektiv: Lumix LX100 II
Wer hier schreibt:
Hallo! Ich bin übrigens Marc!
Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.
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