5 Fehler in der Fotografie – unterwegs und auf Reisen

| Lesezeit ca. acht Minuten

In diesem Beitrag geht es um fünf häufige Fehler, die mir in der Reisefotografie passiert sind (und manchmal immer noch passieren), und wie ich sie vermeide.

Unterwegs zu fotografieren ist mein Ding. Sei es auf Reisen oder auch nur in der näheren Umgebung. Das ist fast egal, wichtig ist, dass ich unterwegs bin. Meistens gehe ich mit der Kamera wandern, da es meiner Meinung nach die beste Möglichkeit ist, das Unterwegssein mit der Fotografie zu verbinden. Und obwohl ich das schon lange mache, passieren mir immer wieder dieselben Fehler.

Die hier gezeigten Bilder stammen alle von einer Etappe auf dem bekanntesten Wandwerg Brandenburgs, dem 66-Seen-Weg von Brieselang nach Hennigsdorf. Das ist eine Etappe, die fotografisch keine großartigen Highlights bietet und deshlab besonders dazu verleitet viele Fehler zu machen. Zumindest ist das bei mir so.

In Umgekehrte Richtung bin ich diese Tour auch auf dem Ruppinerland-Rundwanderweg gewandert. (Dabei ist dieses Video entstanden.)

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1. Zu viele Fotos – Entweder vom selben Motiv oder, weil ich die Kamera in der Hand habe, alles Mögliche

Es ist verlockend, ständig auf den Auslöser zu drücken, besonders in neuen und aufregenden Umgebungen. Früher habe ich oft zig Fotos vom selben Motiv geschossen, nur um sicherzugehen, dass mindestens eines davon gut wird. Oder ich habe einfach alles fotografiert, was mir vor die Linse kam, weil ich die Kamera ja sowieso in der Hand hatte. Am Ende hatte ich hunderte, manchmal tausende Fotos – und das Sortieren und die Nachbearbeitung wurden zur Mammutaufgabe.

Zu viele Fotos vom selben Motiv.

Zu viele Fotos vom selben Motiv. Zugegeben, hier habe ich mit der Blende experimentiert. Aber trotzdem …

Tipps gegen die Foto-Flut:

Bevor ich ein Foto mache, überlege ich jetzt, ob es wirklich notwendig ist. Ich achte darauf, mein Motiv aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und dann bewusst zu entscheiden, ob und welches Bild ich fotografieren möchte. Qualität geht vor Quantität. Wenn ich merke, dass ich zu viele ähnliche Bilder mache, halte ich inne und lösche direkt die überflüssigen Aufnahmen. So spare ich Zeit bei der späteren Sichtung.

2. Zu faul, verschiedene Blickwinkel auszuprobieren

Ich gebe zu, manchmal bin ich einfach zu bequem. Da ist die wunderschöne Landschaft, und ich knipse einfach drauflos, ohne mir die Mühe zu machen, verschiedene Blickwinkel auszuprobieren. Ja, noch schlimmer, ich nutze oft sogar den Zoom, weil ich zu faul bin, näher an das Motiv zu gehen oder weil ich mir die Zeit bei einer langen Tour nicht ans Bein binden will. Doch oft ergeben sich die besten Fotos erst, wenn man sich ein wenig bewegt und kreativ wird.

Tipps für kreative Perspektiven:

Wenn ich merke, dass ich im Faulibär-Modus bin, springe ich im Kopf zu Punkt 1 und lasse das Foto entweder ganz bleiben oder zwinge mich, mich aktiv zum und um das Motiv herumzubewegen. Ich gehe in die Hocke oder suche nach erhöhten Positionen. Ein bisschen Bewegung kann Wunder wirken und interessante, einzigartige Aufnahmen ermöglichen. Raus aus der normalen Perspektive zu gehen, die eh jeder sieht, hilft schon viel, einem Bild mehr Spannung zu verleihen. Mit natürlichen Rahmen wie Ästen, Fenstern oder Türen kannst du einer Aufnahme einfach Tiefe verleihen und das Motiv hervorheben.

Möglichkeiten, ein Motiv so zu fotografieren, dass daraus ein interessantes Foto wird, gibt es viele. Man muss sich aber die Zeit dafür nehmen!

Als Beispiel zeige ich dir eine recht banale Brücke über den Havelkanal – dem Highlight der Etappe auf dem 66-Seen-Weg von Brieselang nach Hennigsdorf.

Der Klassiker ist herbei, einfach ein Foto zu schießen, weil ich die Kamera eh griffbereit habe und weil so eine Brücke ja schon irgendwie imposant ist.

Solch ein Foto kannst du machen, es ist immer noch besser als einfach nur den Kanal aus der Normalperspektive zu fotografieren.

Aber gerade bei solch einem banalen Foto ist es wichtig, die Aufnahme zumindest durch den Wechsel der Perspektive interessanter zu machen. Z.B. indem du den Raps am Rande des Kanals als Vordergrund und Rahmen nimmst und den Freiraum rund um die Brücke verringerst.

Ideal wäre natürlich, wenn unten auf dem Kanal noch ein Boot fahren würde, oder wenn ein Zug auf der Brücke zu sehen währe. Aber das braucht entweder Zeit oder Glück. Ich wartete zwar ein bisschen, aber es kam kein Zug. Und da ich primär wandern wollte und mir nicht noch mehr Zeit ans Bein binden wollte, bin ich eben weitergegangen. Als dann doch ein Zug kam, bin ich schnell zurückgerannt. Zeit, den Raps als Vordergrund zu nehmen, hatte ich leider nicht mehr, da der Zug nicht auf mich warten wollte.

Trotzdem ist auch dieses Foto interessanter als das erste. (Ich habe es im Nachhinein noch beschnitten, denn Zeit für den richtigen Bildwinkel hatte ich auch kaum.)

In eine ähnliche Richtung wie die Fehler 1 und 2 geht auch der Wunsch uuuuunbedingt ein gutes Foto von einer Tour mitzubringen. Nein, das musst du nicht. Manchmal gibt die Landschaft einfach nichts her oder du bist nicht in der Stimmung dir die Zeit für gute Fotos zu nehmen. Beides ist in Ordnung, aber dann lass es einfach.

Dazu passt dieses Video auf Teneriffa von mir:

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3. Nicht auf Details achten – Während weite Landschaftsaufnahmen großartig sind, können auch kleine Details eine Geschichte erzählen

Willst du mit deinen Fotos eine spannende Geschichte deiner Reise oder deiner Wanderung erzählen, kommt es auf die richtige Mischung an verschiedenen Aufnahmen an. In meiner Begeisterung für beeindruckende Landschaften und Monumente habe ich früher oft die kleinen Details übersehen, die genauso faszinierend und erzählenswert sind. Ein interessanter Türknauf, eine lokale Speise oder das Muster eines Mosaiks können genauso gut eine Geschichte erzählen und gehören auch dazu.

Tipps für das Einfangen von Details:

Ich achte jetzt bewusst auf kleine, ungewöhnliche Details, die die Atmosphäre und das Besondere eines Ortes einfangen. Während ich durch die Straßen schlendere oder durch die Natur wandere, halte ich Ausschau nach interessanten Mustern, Texturen und Farben. Oft werden daraus auch Nahaufnahmen oder fast schon Makros, um wirklich nahe heranzukommen und die Feinheiten einzufangen. Diese Detailaufnahmen ergänzen große Landschaftsbilder perfekt und geben der Fotosammlung mehr Tiefe und Vielfalt.

Manchmal bietet sich das Licht oder auch die Landschaft nicht für ein gutes Foto an. Kommt dein innerer Schweinehund aber nicht gegen Fehler 1 an und du MUSST unbedingt ein Foto schießen, sind Details oft die Rettung. Da reicht schon ein Insekt auf einer Blüte oder ein Wassertropfen auf einem Blatt.

Havelkanal

Wenn du ganz genau guckst, siehst du auf dem Kanal zwei Enten. Das Bild finde ich viel spannender, vor allem, weil es die Fantasie anregt, wie die Umgebung wohl aussehen wird.

Da die Wanderung fotografisch nicht viel hergegeben hat,  habe ich irgendwann Insekten fotografiert. Das ist eine Herausforderung, macht Spaß und ist meistens schön anzugucken, weil dabei immer Bilder entstehen, die das menschliche Auge so nicht sehen kann.

Um interessante, spannenden und manchmal auch lustige Details zu finden, musst du deine Umgebung die ganze Zeit nach Motiven scannen. Das macht Spaß, weil du so alles viel bewusster wahrnimmst. Manchmal entdeckst du dann auch solche Dinge, wie dieses Preisschild. Zweibeil … 🙂

In solchen Fällen ist Perspektive usw. fast egal.

4. Mich nicht selbst fotografieren – Schließlich bin ich Teil der Reise

Natürlich, die Landschaft, die Gebäude, die Sehenswürdigkeiten auf deiner Tour sind alles tolle und wichtige Motive. Oft konzentriere ich mich bei der Suche nach Motiven so sehr auf die Umgebung, dass ich vergesse, mich selbst in die Fotos einzubeziehen. Dabei sind Bilder, auf denen ich zu sehen bin, besonders wertvoll, weil sie die Reise persönlicher machen. Sie zeigen nicht nur, wo ich war, sondern auch, dass ich dort war. Schließlich mache ich die Reise, die Wandertour oder was auch immer und bin somit der Protagonist und der gehört nun mal zu der Geschichte, die ich mit meinen Bildern erzählen will.

Ähnlich ist das Problem, wenn ich mit der Familie unterwegs bin. Meine Frau und die Kinder sind oft auf den Fotos zu sehen. Ich nicht. Aber ich gehöre auch dazu!

Tipps für Selfies unterwegs:

Ideal ist es natürlich, die Kamera irgendwo abzustellen. Am besten auf einem Stativ, wenn du eins mitschleppen willst. Und dann per Smartphone-App auszulösen, um dich in Action zu zeigen. Aber das ist mir oft zu kompliziert, stattdessen nutze ich den Weitwinkel meiner Kamera (oft das Smartphone) und halte die Kamera so weit nach hinten wie möglich, um mich vor einem spannenden Hintergrund zu fotografieren.

Hin und wieder mache ich das auch von vorne, aber mir gefällt der Blickwinkel von hinten besser, weil so die Blickrichtung ins Bild führt.

Bist du in einer Gruppe unterwegs, kannst du natürlich auch einen Mitreisenden oder sonst jemanden fragen, ob sie von dir ein Foto machen können. Wobei … ganz ehrlich … die Ergebnisse gefallen mir selten.

5. Nach der Reise nicht sortieren, bewerten und ordentlich archivieren

Auch wenn ich schon besser geworden bin, komme ich nach meinen Touren meistens mit sehr vielen Fotos zurück. Bin ich mehrere Tage unterwegs, geht das in die Tausende.

Ich importiere zwar schon immer alles in Lightroom, aber wenn ich mich nicht gleich hinsetze und bearbeite, sortiere, bewerte … mache ich es nie. Dann vergammeln die Fotos bei mir in der Creative Cloud und werden nie wieder angeschaut.

Tipps für das Foto-Management nach der Reise:

Auf längeren Touren versuche ich jeden Tag, Fotos sinnvoll zu importieren und zu sortieren, und auf Tagestouren mache ich das sowieso direkt danach. Oft tracke ich meine Touren per GPS. Die GPS-Daten mit den Fotos zu verknüpfen, ist der erste Schritt, spezielle Fotos auch in der Zukunft wiederzufinden. Danach gehe ich jedes einzelne Foto durch; taugt es gar nichts, markiere ich es entsprechend, um am Ende alle unbrauchbaren Bilder zu löschen. Bilder mit Potenzial bearbeite ich sofort ein bisschen. Alles andere überlasse ich der KI der Creative Cloud. Damit und mit den EXIF-Daten, die eh in jedem Bild sind, lassen sich auch Jahre später schnell Fotos finden.

Bonus: Das Equipment vor der Reise checken

Abschließend möchte ich noch einen Fehler teilen, den ich schon vor der Tour hätte vermeiden können. Denn direkt am Anfang meiner Tour von Brieselang nach Hennigsdorf hatte ich ein besonders ärgerliches Erlebnis. Voller Vorfreude packte ich die Kamera griffbereit an den Gürtel. Doch als ich das erste Motiv im Sucher hatte und den Auslöser drücken wollte, bemerkte ich, dass etwas Entscheidendes fehlte: die Speicherkarte! Ich hatte sie schlichtweg zu Hause vergessen. (Das kann ich sehr sehr gut!) Glücklicherweise hatte der REWE-Markt in Brieselang Speicherkarten im Sortiment. So konnte ich die Tour doch noch retten, aber die Lektion war klar: Ein letzter Equipment-Check vor der Abreise ist unverzichtbar!

Tipps für den Equipment-Check vor der Tour:

Mir passiert das tatsächlich immer wieder, Speicherkarte vergessen oder Akku leer … da bin ich echt Profi drin.
Besser ist es, sich Zeit zu nehmen und die gesamte Ausrüstung gründlich zu checken, bevor man das Haus verlässt. Ist der Akku voll und habe ich einen Ersatzakku oder eine passende Powerbank dabei? Sind meine Speicherkarten leer und in der Kamera? Ist die Kamera sauber, besonders die Linse, um störende Flecken auf den Fotos zu vermeiden?
Dieser kurze Check spart viel Frust und stellt sicher, dass du bereit bist, die besten Fotos auf deiner Tour zu schießen.
Du musst es nur machen! 🙂

Fazit

Indem ich diese häufigen Fehler vermeide, habe ich meine Reisefotografie deutlich verbessert und kann unvergessliche Momente in bester Qualität festhalten. Aber eines ist klar: Fotografie ist ein Prozess, der durch Ausprobieren und Üben immer besser wird. Es geht darum, sich selbst herauszufordern, neue Perspektiven zu entdecken und aus den eigenen Fehlern zu lernen. Jeder Ausflug, jede Wanderung ist eine Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren und sich weiterzuentwickeln. Also, schnapp dir deine Kamera, geh raus und lass deiner Kreativität freien Lauf – mit jedem Foto wirst du besser.

Gute Reise und viel Spaß beim Fotografieren!

Wer hier schreibt:

Hallo! Ich bin übrigens Marc!

Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.

Mehr über mich findest du hier. Und hier findest du meine aktuelle Fotoausrüstung.

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Schreib mir: marc@reisezoom.com

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