Das Canon RF 15-30mm F4.5-6.3 IS STM im Praxis-Test
| Lesezeit ca. sieben MinutenIst das Canon RF 15-30 mm F4.5-6.3 IS STM eine gute und günstige Alternative zu den teuren RF-Weitwinkelzooms? Taugt es als Vlogging-Objektiv? Ich habe es ausprobiert.
Zugegeben, als Canon das Objektiv vorgestellt hat, wusste ich nicht so recht, was ich davon halten soll.
Gut, mit seinen 390 g ist es schön leicht und mit seinen 699,– € für das Canon RF-System halbwegs günstig. Aber sonst?
Ja, es hat einen integrierten 5,5-Blendenstufen Bildstabilisator? Aber den haben die beiden anderen Weitwinkelzooms mit Canon RF-Anschluss auch.
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Vloggingaufnahmen? Kein Problem!
Diese Überschrift stammt nicht von mir, sondern von der Produktbeschreibung des Canon RF 15-30mm F4.5-6.3 IS STM.
Also was liegt näher, als das RF15-30 für einen Vlog zu nutzen:
Mein Fazit zum Vlogging mit dem Canon RF15-30 mm
Natürlich kannst du das Objektiv zum Vlogging nutzen. Allerdings sehe ich, bis auf den Weitwinkel, bei handgehaltenen Weitwinkelaufnahmen, keinen Grund, warum du das tun solltest.
Freistellen – also den Hintergrund in Unschärfe verschwimmen lassen – kannst du wegen der geringen Lichtstärke eh kaum, also könntest du für solche Aufnahmen auch eine Actioncam, einen DJI Pocket 2 oder eine Sony ZV1 mit Weitwinkel-Aufsatz nehmen.
All diese Vorschläge sind günstiger, kleiner und leichter als das RF15-30 allein!
Und eine Kamera wie die Sony ZV1 kannst du auch für längere Brennweiten nutzen. Ohne Weitwinkel-Aufsatz hast du dort umgerechnet 24-70 mm.
Ohne Frage, meine Vlogging-Tests mit dem RF 15-30 mm haben mir großen Spaß gemacht. Aber denselben Spaß bekommst du eben auch für weniger Geld, mit ähnlicher Qualität.
In diesem Video habe ich das RF15-30mm bei einem Vlog in Santa Cruz de Tenerife mit der Insta360 One RS verglichen:
Fotografieren mit dem Canon RF 15-30mm F4.5-6.3 IS STM
Canon hat mit dem RF 14-35mm F4L IS USM und dem Canon RF 15-35mm F2.8L IS USM gleich zwei wirklich gute Weitwinkelzooms im RF-Lineup. (Hier findest du eine Übersicht über alle Canon RF-Objektive)
Beide sind aber groß, schwer und teuer.
Und hier punktet das RF 15-30. Das ist nicht so groß, nicht so schwer und auch nicht so teuer!
Aber trotzdem gut. Vor allem im Verhältnis zum Preis!
Kannst du auf die Lichtstärke des F4er bzw. F2.8er-Objektivs verzichten (und auf die 5 mm mehr am langen Ende), ist das RF 15-30 mm eine gute, bezahlbare Alternative. Und da man bei Landschaftsaufnahmen eh meist alles scharf haben möchte (also Blende nicht ganz so weit offen) und mit Stativ und statischen Motiven arbeitet, spricht wenig gegen das kleine Weitwinkel.
Beispielfotos
Verzeichnung / Objektivkorrektur
Sobald du das Objektiv im Weitwinkel ohne Objektivkurrektur verwendest, weißt du, warum es im Vergleich zu den anderen RF-Weitwinkelzooms so günstig ist. Bei 15 mm und Offenblende f/4.5 sieht es nämlich so aus:
Mit Adobe Lightroom lässt es sich so korrigieren:
Die starke Vignette kannst du durch Abblenden verringern. An der Verzeichnung ändert sich natürlich nichts.
Generell ist das Objektiv ziemlich scharf, der starke Eingriff der Korrektur lässt die Ränder aber etwas unscharf werden.
Erfreulicherweise ist das Bild bei 30 mm auch unkorrigiert sehr gut. Nur die Vignette gibt es dort auch:
Schärfe und Vergleich mit dem Canon RF 15-35mm F2.8L
Achtung, Pixelpeeper Alarm! Jetzt geht es ans Eingemachte mit einem Vergleich zum viel teureren 15-35 f/2.8L.
Lässt das 15-30er Federn und sind es so viele Federn, dass sich der Mehrpreis lohnt? Kommt darauf an!
Ich zeige dir jetzt 2 Weitwinkelaufnahmen. Beide 15 mm, beide Blende f/4.5. Beide mit angewandter Objektivkorrektur.
Du wirst sicher keine großen Unterschiede sehen, außer dass das 15-30mm, trotz der starken Objektivkorrektur ein bisschen mehr Weitwinkel hat. D.h., für Social Media, nicht zu großen Print und den normalen Alltag, schneidet das 15-30 mm genauso gut ab, wie der große Bruder.
Gucken wir uns aber die Details in der 100%-Ansicht an. Zuerst die Mitte:
Siehst du Unterschiede? Nein? Ich auch nicht!
Daumen hoch für das günstige Objektiv, das bei Offenblende schon ordentlich abliefert. In der Mitte …
Also ab zu den Rändern:
Siehst du Unterschiede?
Zugegeben, ich habe lange gesucht, aber wenn du dir den Türgriff genau anschaust, siehst du, dass das teure RF-Objektiv tatsächlich schärfer ist. Aber im Große und Ganzen kann der Daumen für das günstige RF 15-30 weiterhin oben bleiben.
Die Unschärfe kommt von der starken Objektivkorrektur. Entsprechend mehr Federn lässt das Objektiv dann in den Ecken:
Ja, spätestens hier steigen die Pixelpeeper aus. Ja, das RF 15-35 ist in den Ecken deutlich besser als das RF 15-30. Auch hier kommt es von der Objektivkorrektur, aber das hilf ja nix, außer du willst ein Foto im Fischaugen-Style. Das kannst du mit dem teuren z.B. gar nicht machen, weil es viel weniger Objektivkorrekturen per Software braucht, um ordentliche Proportionen zu liefern.
Da die Randunschärfe des RF 15-30 von der starken Korrektur der Verzeichnung kommt, ändert sich auch nichts durch Abblenden.
Je länger die Brennweite wird, desto mehr nähern sich die beiden Objektive aber an, da weniger Objektivkorrekturen notwendig werden. Bei 30 mm, wirst du nur schwer Unterschiede erkennen können, deshalb erspare ich dir die Beispiele.
Kurz:
Wenn es um die Schärfe geht, hat das teurere Objektiv im Weitwinkel eindeutig die Nase vorne. Hauptsächlich an den Rändern.
Außerdem ist das RF 15-35 mm f/2.8L viel flexibler, da du durchgehend eine Offenblende von 2.8 hast. 35 mm ist eine gute Brennweite für viele Situationen und dank der großen Blende kannst du schön freistellen. Das geht mit dem RF 15-30 mm viel eingeschränkter.
Aber nicht nur das Freistellen ist mit dem günstigen Weitwinkel ein Problem. Auch Lowlight kann zum Problem werden. Beide Objektive besitzen zwar einen ähnlich gut funktionierende Bildstabilisator, sobald sich in der zu fotografierenden Szene aber etwas bewegt, ist das egal.
Bspw. war die Belichtungszeit der Beispiele mit der Randunschärfe bei Blende 4.5 1/80 Sek. bei Blende 2.8 nur 1/200 Sek. Bei längeren Brennweiten und der noch kleineren Offenblende wird der Abstand noch größer.
Da die Hauptmotive solch weiter Winkel, sich aber selten bewegen, schlägt das Problem nicht ganz so stark zu Buche und für 30 bzw. 35 mm kannst du dir vom gesparten Geld noch ein lichtstärkeres Objektiv kaufen (siehe mein Fazit) oder du hast vielleicht schon eins.
Einen Vergleich zur f/4er Version kann ich dir leider nicht anbieten, da ich es nicht besitze.
Fazit und Alternativen
Man merkt vermutlich, dass mich die Werbung als Vlogging-Objektiv angesprochen hat, ich dann aber von der Realität eingeholt wurde.
Ohne Frage, es macht in dieser Disziplin einen guten Job, aber es gibt einfach bessere Alternativen.
Als ich aber angefangen habe, mit dem 15-30 mm zu fotografieren wurde ich positiv überrascht. Mir gefallen die Ergebnisse! Ja, mir gefallen sie sogar so gut, dass ich überlege mein RF 15-35 mm f/2.8 gegen das 15-30 mm und das RF 35 mm einzutauschen.
Im Weitwinkel brauche ich nämlich selten (eigentlich nie) die Lichtstärke von f2.8, bei 35 mm hingegen schon. In Summe kostet das RF 15-30 und das RF 35 F1.8 aber weniger als die Hälfte des RF 15-35 F2.8.
Man macht damit aber keine schlechteren Fotos. Ganz im Gegenteil, bei den 35 mm hätte ich sogar noch mehr Lichtstärke!
Kurz:
Das Canon RF 15-30mm F4.5-6.3 IS STM ist ein gutes Objektiv für Fotos und Videos und liefert vor allem mit Blick auf den Preis wirklich gute Ergebnisse.
Für mich ist es definitiv eine Empfehlung als Alternative zu den teuren RF-Weitwinkelzooms, hauptsächlich für Fotos und hauptsächlich dann, wenn du nicht sehr groß ausdruckst. Denn dann kommen die Schwächen an den Rändern zum Vorschein.
Außerdem ist es für handgehaltene Fotos, wegen der geringen Lichtstärke, ein Schönwetter-Objektiv. Das ist es aber eh, da es nicht abgedichtet ist.
Speziell fürs Vlogging würde ich das Objektiv aber nicht empfehlen.
Wer hier schreibt:
Hallo! Ich bin übrigens Marc!
Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.
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