Vor- und Nachteile von Dual-Kamera-Smartphones im Familienurlaub

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Im Jahr 2000 fragte uns ein Dozent – dessen Name mir entfallen ist – in einer Vorlesung – deren Inhalt ich vergessen habe – nach Geräten der Zukunft.

Konkret fragte er, ob wir denn​ glauben, dass es tendenziell eher ein Gerät geben wird, das alles kann oder ob es mehrere spezialisierte Geräte geben wird.

Richtige Smartphones gab es noch nicht und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass​ die Dinger unser Leben verändern würden.

Aber jetzt gibt es sie und sie lassen herkömmliche Kameras Jahr für Jahr älter aussehen.

Zurecht!

Moderne Smartphone-Kameras liefern in vielen Situationen wahnsinnig gute Bilder. Und die Qualität und Anwendungsgebiete wachsen von Generation zu Generation.

Dabei geht das Smartphone bei den Kameras denselben Weg, wie bei vielen anderen Anwendungen.
Die Hardware ist das eine, das andere und wichtigere Element ist jedoch die Software!

Dual-Kamera-Smartphones kommen langsam bei der Masse an. Und das liegt nicht nur am iPhone 7s. Viele Hersteller bieten in der Zwischenzeit Smartphones mit 2 Kameras an, auch erschwingliche Modelle.

Vorteile: Das lässt sich mit Dual-Kamera-Smartphones machen

Die Hardware ist also da, jetzt brauchen wir noch die richtige Software. Denn mit der richtigen Software lässt sich eine Dual-Kamera erst richtig nutzen.

Bildrauschen verringern = bessere Lowlight-Leistung

Ein Schwachpunkt von Smartphones ist ihre schwache Leistung bei wenig Licht.
Durch eine zweite Kamera kann das verbessert werden. Schließlich nimmst du zwei Bilder mit einem Schuss auf.
Diese Bilder können dann verrechnet werden, um das Bildrauschen zu reduzieren.

Sony bietet bei seinen »normalen« Kameras diese Funktion auch an. Dort werden 3 Bilder hintereinander geschossen und verrechnet. Die Technik heißt »Multiframe Noise Reduction«.
Mit 2 Kameras, die zur gleichen Zeit ein Bild schießen, ist es natürlich einfacher.

Dynamikumfang erhöhen = besser bei großen Helligkeitsunterschieden

Es steht nirgends geschrieben, dass beide Kameras deines Smartphones gleich lang belichten müssen.
Die Kameras können schließlich einzeln angesteuert werden, um bspw. unterschiedlich lange zu belichten.

Auch diese Technik gibt es bei herkömmlichen Kameras, dort spricht man von einer Belichtungsreihe. Reihe, weil mehrere Bilder hintereinander – also als Reihenaufnahme – mit unterschiedlicher Belichtung aufgenommen werden.

Hier gilt dasselbe wie bei der Rauschunterdrückung, mit 2 Kameras wird die Sache einfacher.

Die Bilder können verrechnet werden, um den Dynamikumfang des Bildes zu erhöhen.

Optischer Zoom = tolle Vergrößerungen

Es können auch Kameras mit unterschiedlichen Brennweiten verbaut werden, um einen optischen Zoom zu simulieren.

Die Sache mit dem Dynamikumfang und der besseren Leistung bei wenig Licht funktioniert dann allerdings nur noch begrenzt auf den Bildausschnitt der längeren Brennweite.

Bokeh-Effekt = einfaches Freistellen

Durch den kleinen Sensor und die kurze Brennweite, kannst du mit Smartphones keine Objekte freistellen.
2 Kameras nebeneinander lassen das Telefon aber in 3D sehen. Das ist wie bei uns Menschen, wir haben auch 2 Augen und sehen damit Entfernungen.

Mit dieser Information kann ein »Bokeh-Effekt« errechnet werden. D.h., du kannst nur auf einem Teil des Bildes fokussieren und Dinge, die außerhalb des Fokus‘ sind, verschwimmen in Unschärfe.

Hier ein Video zum Honor 6X meiner Frau, in dem ich diesen Effekt zeige und etwas über Dual-Cam-Smartphones philosophiere:

Das Bild anklicken, das Video öffnet sich dann direkt bei YouTube.

Und vieles mehr …

Das waren jetzt 4 Punkte, die mich persönlich bei Smartphones gestört haben und die mit einer Dual-Kamera verbessert werden können.

Die Geschichte hat aber gezeigt, dass eine neue Technik mit offenen Programmierschnittstellen noch ganz andere Anwendungsbereiche​ öffnen wird. Wir dürfen also gespannt sein, was sich noch alles tut.
Da wird sicher noch deutlich mehr kommen, als nur den Fokuspunkt im Nachhinein zu verändern.

Reichen 2 Kameras?

Nein, 2 Kameras reichen nicht.
Du siehst oben schon, dass sich der optische Zoom und der höhere Dynamikumfang bzw. die höhere ISO-Leistung in die Quere kommen.

Es müssen ganz bestimmt keine 16 Kameras sein, wie bei der L16 … wobei das auch nicht schadet.

3, 4, 5 oder 6 Kameras verbessern aber definitiv die Leistung und machen das Gerät noch universeller.

Ich kann mir ein Setup mit 5 Kameras und 3 optischen Brennweiten vorstellen:

  • 2 Kameras für 24 mm
  • 2 Kameras für 50 mm
  • 1 Kamera für 75 mm

Bei der Brennweite meine ich das Äquivalent im Kleinbildformat.

Einzelne Kameras können dabei ruhig schwarzweiß sein. Fehlt der Farbfilter, fällt zum einen mehr Licht auf den Sensor und zum anderen stehen mehr Pixel für Details zur Verfügung.
Die Farbinformation liefern die Kameras mit Farbfilter.

Aber ich stecke (noch) nicht weit genug in der Thematik drin, das sind nur Überlegungen.

Willst du tiefer in die Materie einsteigen, empfehle ich dir für den Anfang dieses Video.

Alles nur Fake?

Ja, mit Dual-Kameras ist alles nur Fake.
Dinge, die wir mit einer herkömmlichen Kamera durch die Optik erreichen, erreichen wir bei Smartphones nur durch die nachgelagerte Software.

Aber ist das schlimm?

Schließlich bearbeiten wir jetzt schon unsere Bilder – und wenn ich ein schickes Bokeh sehen will, dann ist mir egal, ob ich das durch Software oder die Optik erzeuge. Hauptsache, ich erhalte das gewünschte Ergebnis.

Das gilt auch beim Zoomen. Will ich ein Bild mit 35 mm Kleinbildäquivalent, dann ist mir egal, ob das durch Interpolation aus 50 und 24 mm errechnet wurde oder ob die Linse tatsächlich die 35 mm lieferte.
Hauptsache, die Schärfe sitzt und Details sind vorhanden.

Dual-Cam-Smartphone = ideal für den Familienurlaub?

Ich bin ein großer Fan von Edelkompaktkameras, weil sie klein und universell sind und trotzdem tolle Bilder liefern. Bist du mit Kindern unterwegs, weißt du, wovon ich spreche.
Große Kameras sind da lästig.

Gucke ich mich bei unseren Reisen und Ausflügen um, sehe ich jetzt schon viele Menschen, die mit dem Smartphone fotografieren … manche auch mit einem 10″ Tablet, was ich überhaupt nicht verstehen kann, aber das ist jetzt nicht so wichtig.

Und wie ich oben schon schrieb, Smartphones liefern in vielen Situationen schon mit einer Kamera verdammt gute Ergebnisse.
In anderen Situationen zeigen sie aber Schwächen.
Mit Dual-Kameras und der entsprechenden Software holen die Smartphones bei diesen Schwächen auf und schließen Stück für Stück die Lücke zu den Edelkompaktkameras und irgendwann vielleicht sogar zu den großen Systemkameras (dann aber mit mehr als 2 Kameras).

Also ja, das Smartphone ist bald die beste Kamera für den Familienurlaub. Aktuell sehe ich jedoch noch Entwicklungsbedarf.

Mich würde es auf jeden Fall nicht wundern, wenn ich in ein oder zwei Jahren statt mit einer Edel-Kompaktkamera, mit einem Smartphone unterwegs sein werde.
Im Gepäck natürlich noch eine große Systemkamera, denn alles wird man nicht mit dem Smartphone machen können (zumindest in 1 oder 2 Jahren noch nicht) – aber die Systemkamera habe ich jetzt auch schon dabei.

Bis dahin bevorzuge ich aber weiterhin die Edelkompaktkameras. Aktuell ist in meiner Fotoausrüstung eine Lumix LX15. Soll es noch kleiner sein, empfehle ich dir die G9 X Mark II von Canon.

Die Nachteile des Smartphones im Familienurlaub

Die Geschwindigkeit

Geht es um die Geschwindigkeit, gibt es drei Messgrößen:

  1. Wie lange dauert es, bis die Kamera einsatzbereit ist?
  2. Wie schnell ist der Autofokus?
  3. Wie schnell können Serienbilder geschossen werden?

Bei allen 3 Fragen verlieren die Smartphones im Moment gegen die Edelkompaktkameras.
Aber das ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Rückstand aufgeholt ist.

Die Haptik

Haptische Bedienelemente sind oft die bessere Wahl. Diese wird es aber auch in Zukunft nicht bei Smartphones geben. Von daher wird die Bedienung nie so gut sein, wie bei größeren Kameras.

Das ist halt so. Dafür ist das Smartphone immer dabei.

Du wirst auch niemals ein Smartphone mit Klapp- oder Schwenkdisplay kaufen können … 🙂

Die Erweiterbarkeit

Smartphones haben kein Filtergewinde, keinen​ Zubehörschuh, du kannst nicht schnell die Speicherkarte wechseln und die meisten Akkus sind auch fest verbaut.

Aha? Aber …

Filter lassen sich über weite Teile per Software und die verschiedenen Kameras simulieren und zur Not kannst du immer noch einen Filter vor das Telefon bauen.

Ein Smartphone hat einen USB-Anschluss und einen kombinierten Ein-/Ausgang für Audiosignale. Da kannst du jede Menge Zubehör anschließen.
Außerdem beherrscht es alle modernen drahtlosen Datenübertragungen.

Ja, die Speicherkarte und der Akku lassen sich oft nur schwer wechseln. Dafür hast du aber einen Anschluss an die Cloud und kannst auch fotografieren, während das Telefon an einer Powerbank lädt.

Natürlich hat ein Smartphone viele Nachteile, ganz egal wie futuristisch die Kameratechnik ist.
Aber du hast es immer dabei und es ist immer einsatzbereit. Gerade im Familienurlaub ist das ein großer Vorteil.

Wie siehst du das?

 

PS: Schaue dir die Beiträge zu meiner Blogparade zur Smartphone-Fotografie an, um zu sehen, welch tolle Bilder schon mit herkömmlichen Smartphones geschossen werden können.

Wer hier schreibt:

Hallo! Ich bin übrigens Marc!

Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.

Mehr über mich findest du hier. Und hier findest du meine aktuelle Fotoausrüstung.

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Schreib mir: marc@reisezoom.com

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