Fototipp 31: Den Weißabgleich verstehen

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Mit dem Weißabgleich stellst du die Farbtemperatur deines Bildes ein. Du kannst damit steuern, ob das Bild kalt (= bläulich), warm ( = orange) oder neutral (= die goldene Mitte) wirkt.

Die Farbtemperatur

Wikipedia sagt:

Die Farbtemperatur ist ein Maß, um einen jeweiligen Farbeindruck einer Lichtquelle quantitativ zu bestimmen.

Als Maßeinheit nutzen wir Mired (microreciprocal degree) oder Kelvin.
Ich verwende bevorzugt Kelvin.

Welches Licht hat welche Farbtemperatur?

Du weißt jetzt:

  • Mit dem Weißabgleich wird die Farbtemperatur bestimmt
  • Die Farbtemperatur wird in Kelvin angegeben

Verschiedene Lichtquellen haben verschiedene Farbtemperaturen.
Scheint die Sonne sind die Farben wärmer und du hast mehr Rot und Orange.
Ist es bewölkt, hast du mehr Blau.

Die Tabelle zeigt verschiedene Lichtquellen und ihre Farbtemperatur:

Farbtemperaturen
Farbtemperatur Lichtquelle
1500 K Kerze
2600 K Glühlampe (40W)
2800 K Glühlampe (100W) / Halogen (30-60W)
3400 K Spätabendsonne kurz vor der Dämmerung
4000 K Leutchstofflampe (Neutralweiß)
4120 K Mondlicht
4500 K Xenonlicht
5000 K Morgen-/Abendsonne
5500 K Vormittags-/Nachtmittagssonne
5500 – 5800 K Mittagssonne / Bewölkung
6500 – 7500 K Bedeckter Himmel
7500 – 8500 K Nebel
9000 – 12000 K Blaue Stunde

 

Achtung:
Die Farben der Umgebung haben auch Einfluss auf die Farbtemperatur deines Fotos. Eine rote Wand reflektiert rotes Licht, eine Blaue, reflektiert blaues Licht.
Fotografierst du einen Gegenstand vor solch einer Wand kannst du den Farbstich, mit dem Weißabgleich korrigieren.

Achtung Teil 2:
Neutrale Farben sind nicht immer das Mittel der Wahl. Der Weißabgleich lässt sich gut als gestaltendes Mittel einsetzen.

Unterm Strich lässt sich sagen:
Die Tabelle oben ist schön und gut, aber nicht mehr als ein Anhaltspunkt.

Beispiele

Die Bilder sind RAW-Files direkt aus der Kamera (Sony Alpha 65). Den Weißabgleich habe ich in der Kamera manuell verändert und folgende Werte probiert: 2500 K, 4000 K, 5500 K, 7000 K und 9000 K.

Vormittagssonne

Diese Fotos habe ich am späten Vormittag bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel aufgenommen. Das Bild in der Mitte (5500 K) trifft die tatsächlichen Farben am besten. Siehe da, es deckt sich auch mit der Tabelle oben! 🙂

Blaue Stunde

Diese Fotos habe ich Abends zu Beginn der Blauen Stunde gemacht (die Sonne war gerade weg). Hier tendiere ich zu den 9000 K, ein Bisschen weniger wäre wahrscheinlich perfekt.

Glühlampe

Diese Fotos habe ich Abends im Wohnzimmer aufgenommen. (Bitte sage niemandem, dass ich den dreckigen Roller mit ins Haus genommen habe! :)).
Hier passen die 2500 K am besten. Etwas mehr vielleicht. 4000 K sind schon zu viel.

Und wie funktioniert das?

Menschen haben einen automatischen Weißabgleich. Wir wissen aus Erfahrung, dass ein Blatt Papier weiß ist, das Gras grün ist und das eine Erdbeere rot ist.
Mit dem Wissen gleichen wir Farbstiche automatisch aus. Ein Blatt Papier ist für uns auch im Schein des Kaminfeuers weiß.
Diese Fähigkeit nennt man »Chromatische Adaption«.

Auch deine Kamera hat einen automatischen Weißabgleich. In vielen Situationen funktioniert der sogar sehr gut. Irgendwann kommst du aber an den Punkt, an dem die Automatik versagt. Deshalb ist es wichtig, dass du weißt, was der Weißabgleich ist und wozu er da ist.

Den Weißabgleich kannst du direkt in der Kamera einstellen bevor du ein Foto aufnimmst. Oder bei der Nachbearbeitung bspw. in Lightroom.
Da ich viel in RAW fotografiere, arbeite ich mit dem automatischen Weißabgleich und passe ihn ggf. bei der Nachbearbeitung an.
Nehme ich in JPEG auf, achte ich darauf, dass der Weißabgleich schon vor der Aufnahme sitzt oder zumindest nah am gewünschten Ergebnis ist.

Wie du den Weißabgleich änderst und welche Möglichkeiten du dabei hast, erkläre ich dir im nächsten Fototipp.
Willst du so lange nicht warten und etwas probieren, dann suche nach der Taste »WB« für White Balance.

Über Fototipp

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Na dann… gehe raus und habe Spaß!

Marc

PS: Nächste Woche stellen wir den Weißabgleich in der Kamera ein.

Wer hier schreibt:

Hallo! Ich bin übrigens Marc!

Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.

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