Baumwipfelpfad meets Lost Place & Regenwetter – Beelitz Heilstätten von oben

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Stellst du dir manchmal die Frage, wieso du nicht auf die Idee gekommen bist, sondern jemand anderes?
Als ich auf dem Baumkronenpfad in Beelitz stand, gingen mir solche Gedanken durch den Kopf.

Die Idee einen Pfad zwischen Baumkronen und zerbombten Gabäuden zu bauen konnte mir nicht kommen, weil ich vorher noch nie auf einem Baumkronenpfad war. Mir fehlte quasi das A, um es mit dem B zusammenzuzählen.
Aber das ist jetzt auch egal, die Idee eines Baumwipfelpfades auf dem Gebiet der Beelitzer Heilstätten – ja sogar über das ausgebombte Alpenhaus – ist schon Realität. Seit September 2015 kannst du diesen außergewöhnlichen Ort besuchen.

Wie schon gesagt, ich war vorher noch nie auf einem Baumwipfelpfad, kann also nicht vergleichen. Die Mischung aus Baumkronen und Lost Place ist weltweit aber sicherlich einmalig. (Falls nicht, lass es mich wissen!).

Blick vom Aussichtsturm

Fototipp
Nutze führende Linien um dem Betrachter den Weg ins Bild zu weisen. Ein Weg, Steg oder Baumwipfelpfad ist ideal dafür.
Das Titelbild ist auch ein sehr gutes Beispiel für führende Linien.

Beelitz Heilstätten im Schnelldurchlauf

Der Baumwipfelpfad geht nicht einfach über einen x-beliebigen Brandenburger Wald. Er geht über historisches Gelände.
Wenn du dich für Lost Places, Fotografie oder für Drehorte von Filmen interessierst, sind dir die Heilstätten sicherlich ein Begriff.

Das Alpenhaus vom Baumwipfelpfad aus gesehen

Erbaut wurden die Heilstätten Anfang des letzten Jahrhunderts. Die Industrialisierung war in vollem Gange und im Winter wollte man es warm haben. Der Energielieferant Nr. 1 war Kohle! Die weltbekannte Berliner Luft hatte vermutlich einen erheblichen Rußanteil, was den Stadtbewohnern auf die Lunge schlug.
Tuberkolose und andere Lungenkrankheiten heilte man mit Kuren im Hochgebirge (vlg. Der Zauberberg* von Thomas Mann), bis die Medizinier auf den Trichter kamen, dass es schon reicht, in die Wälder rund um Berlin zu gehen.
Das war der Startschuss für den Bau von Lungenheilstätten im Einzugsgebiet der Stadt. Beelitz ist eine davon.

Das Besondere: Beelitz war die größte Heilstätte und architektonisch einfach der Wahnsinn!
Die Heilstätten blicken auf eine bewegte Geschichte zurück. Im Ersten Weltkrieg war ein noch unbedeutender Herr Hitler dort. Anfang der 90er gab es einen Patienten Erich Honecker und bis 1994 waren die Heilstätten das größte sowjetische Krankenhaus außerhalb der Sowjetunion.
Seit dem verfallen große Teile des Komplexes.

Tiefergehende Informationen findest du auf dieser ausführlichen Seite.

Der Beelitzer Baumkronenpfad

Nach über 20 Jahren Verfall tut sich etwas. Sichtbar ist dies durch den Baumkronenpfad.

An einem nasskalten Herbsttag fuhr ich mit meinem Sohn nach Beelitz, um mir den Pfad selbst anzuschauen.
Fast perfektes Wetter für diese Location! Auf den Regen hätte ich gerne verzichtet, aber der aufsteigende Nebel war super!

Direkt hinter dem Parkplatz geht es los

Das Spektakel beginnt direkt hinter dem Parkplatz. Dort läufst du durch den Wald auf die alte Chirurgie zu. Eine Schautafel informiert auf Deutsch und Englisch über das Gebäude. Weiter geht es quer über das Gelände, vorbei an verfallenen Häusern und informativen Schautafeln – bis zur Kasse des Baumkronenpfades.
Nachdem du das Drehkreuz hinter dir gelassen hast, hältst du dich rechts. Es dauert nicht lange und du stehst vor dem 36m hohen Aussichtsturm.

Noch schnell zwischen Treppe und Fahrstuhl (bei unserem Besuch allerdings außer Betrieb) entscheiden und schon bist du oben.

Der Baumkronenpfad geht in ca. 20m Höhe vom Turm ab. Wir entschieden uns, erst den Pfad zu gehen und dann den Turm zu besteigen.

Zuerst schlängelt er sich auf Höhe der Baumkronen bis zum Pavillon B IV, dem sogenannten Alpenhaus.

Das Alpenhaus wurde zwischen 1905 und 1907 erbaut und war Teil der Lungenheilstätte für Frauen. Nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg brannte der Dachstuhl aus. Seit dem holt sich die Natur das Haus zurück. Auf dem Dach (also dem ehemaligen Dachboden) stehen riesige Bäume, wie im Wald – nur eben in ca. 25m Höhe!

Das Haus überquerst du mit dem Pfad und kannst noch ein paar Meter weitergehen, bis zum derzeitigen Ende.

Fertig ist bis jetzt die 320m lange 1. Ausbaustufe.
In der Endausbaustufe soll der Pfad bis zu 1000m lang sein und im Dachgeschoss der ehemaligen Chirurgie beginnen.

Aber auch in der jetzigen Ausbaustufe ist der Baumwipfelpfad in Beelitz definitiv ein Besuch wert. Mir hat es sehr gut gefallen und auch mein Sohnemann war begeistert. Trotz des miesen Wetters!

Zurück am Turm stiegen wir die Stufen hoch und genossen die begrenzte Aussicht. Nebel und Regen versuchten alles, um uns die Tour zu vermasseln, schafften es aber nicht.
Nur meine Kamera litt schwer unter dem Wetter und wollte gegen Ende der Tour nicht mehr so recht. (Keine Sorge, es geht wieder alles.)

Die Kamera spinnt und macht coole Bilder! :)

Die Kamera spinnt und macht coole Bilder! 🙂

An der Kasse gab man uns zwar einen Flyer auf dem beschrieben ist, was man vom Turm aus sieht, es regnete jedoch so stark, dass wir uns recht schnell wieder an den Abstieg machten.

Unten angekommen wärmten wir uns im Trockenen bei einem leckeren Stück Pflaumenkuchen auf (sehr zu empfehlen!)

Fototipp

Dokumentiere. Zeige nicht nur den Ausblick, sondern auch wo du stehst. In diesem Bild nehme ich dich beim Abstieg vom Aussichtsturm mit. Der Regentropfen links unten war nicht beabsichtigt, zeigt aber gleichzeitig das Wetter.
Schließe die Blende, damit Vorder- und Hintergrund scharf sind.

Mein Fazit – Baumkronenpfad Beelitz bei Regen

Ja, ich gebe es zu, es hätte weniger Regen sein dürfen. Lustigerweise hörte es genau dann auf, als wir den Parkplatz Richtung Heimat verliesen.
Trotzdem hat es uns super gut gefallen!

Regenwetter

Die Heilstätten in Beelitz solltest du dir so oder so einmal anschauen. Jetzt, mit dem Baumkronenpfad erst recht. 100%ige Empfehlung von mir!

Fotografieren war wegen des starken Regens nicht so leicht, da halfen auch alle Tipps meines Beitrags »Fotografieren bei schlechtem Wetter« nichts mehr.
Auch der langweilige, weiße Himmel ist nicht unbedingt mein Favorit. Aber man kann eben nicht immer alles haben.

Apropos Fotos:
Es werden regelmäßig kleine Fototouren angeboten. Größere Touren kannst du über go2know buchen.

Nützliche Infos

Öffnungszeiten

Mai – September: 09:00 – 19:00 Uhr
April und Oktober: 09:00 – 17:30 Uhr
November – März: 10:00 – 16:00 Uhr

Preise:

7-17 Jahren: 7,50€
Ab 18: 9,50€

Für Rentner, Familien und Gruppen gibt es Vergünstigungen. Jahreskarten kannst du auch kaufen.

Anfahrt:

Über die A9 Ausfahrt Beelitz-Heilstätten ist der Baumwipfelpfad nicht zu verfehlen. Einfach Richtung Beelitz fahren, es kommt recht schnell eine Kreisverkehr an dem alles ausgeschildert ist.

Es gibt auch einen Bahnhof »Beelitz-Heilstätten«, von dort sind es nur wenige Minuten zum Baumkronenpfad.

Weitere Infos und News: baumundzeit.de

Infos über die geplante Nutzung der Heilstätten: refugium-beelitz.de

Interessant zu wissen ist, dass alles was dort passiert ohne Fördermittel passiert. Am Eingang hängt extra ein Schild:

Daneben gab es noch einen Text der erklärt, was bis jetzt gemacht wurde und wie viel es kostete. Sogar der Kreisverkehr zum Parkplatz musste bezahlt werden …

Und du?

Kennst du die Heilstätten in Beelitz? Warst du schon auf dem Baumkronenpfad dort oder auf einem anderen? Wie hat es dir gefallen?

Offenlegung: Baum & Zeit unterstütze mich mit einer Freikarte bei meinen Recherchen. Meine Meinung bleibt davon unberührt.

Wer hier schreibt:

Hallo! Ich bin übrigens Marc!

Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.

Mehr über mich findest du hier. Und hier findest du meine aktuelle Fotoausrüstung.

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Schreib mir: marc@reisezoom.com

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