Von Büsum nach Helgoland: Ein Tagesausflug mit Kind und Kamera
| Lesezeit ca. acht Minuten PessereiseEs gibt wenige Orte, die ich in der Vergangenheit besuchte und die ich jetzt unbedingt meinen Kindern zeigen will. Helgoland ist einer dieser Orte.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass ich ohne Kind auf Helgoland war, das war 2007.
Damals wie heute stachen wir für eine Tagestour mit der Funny Girl von Büsum aus in See.
Manchmal wiederholt sich die Geschichte eben.
Heute, das ist Samstag der 20. August. Das Wetter ist eher mäßig und ich bin mir nicht sicher, ob wir die Kinder nicht zu kalt angezogen haben. Die Leute, die um uns herum auf dem Schiff sitzen, scheinen alle wärmer angezogen zu sein.
Scheinbar sind das alles Veteranen in Sachen Nordseeurlaub. August ist für mich aber Hochsommer und entsprechend bin ich und der Rest der Familie gekleidet.
Das die Launen der norddeutschen Wettergötter mit meiner Meinung von Sommer nicht harmonieren, sollte ich ein paar Tage später erst richtig merken.
Als ich bis auf die Unterhose durchnässt mit quietschenden Flipflops von einer misslungenen Fototour in die Jugendherberge Büsum schlurfe, ruft mir Herr Spiegel, der Herbergsvater, zu: “Tja Herr Arzt, das ist eben Nooädseewedda!”
Heute haben wir aber Glück. Je weiter wir uns vom Festland entfernen, desto wärmer wird es.
Mensch bin ich froh, schließlich wollten wir erst am Montag fahren. Dank eines Tipps von Herrn Spiegel sitzen wir aber jetzt schon auf dem Dampfer.
Samstags fährt die Funny Girl eine Stunde später auf Helgoland ab, das bedeutet, dass wir eine Stunde länger die Insel erkunden können.
Gibt halt nix zu sehen … außer Wasser.
Umso aufgeregter sind die Kinder, als am Horizont die Umrisse von Helgoland zu erkennen sind. Schon abgefahren, da juckelt man stundenlang durch das Nichts und plötzlich ist da diese kleine Insel.
Mich wundert es ja echt, dass die Piraten früher die Insel immer wieder gefunden haben, ohne GPS und Co.!
Ausbooten mit Kleinkind und Kinderwagen
Falls du schon auf Helgoland warst, weißt du, was jetzt kommt: Ausbooten!
Die Fahrgastschiffe fahren auf Helgoland nicht in den Hafen, stattdessen legen sie sich davor auf Reede und die Passagiere werden mit sogenannte Börtebooten (du kannst aber auch Nussschale dazu sagen) auf die Insel gebracht.
Das hat Tradition!
Fand ich das Ausbooten bei meinem ersten Besuch auf der Insel noch total spannend, so bin ich heute davon angenervt.
Das kommt hauptsächlich von der Laune der Männer auf den Booten. Ich erwarte jetzt keine gechillten Hawaiianerinen mit Blumenkränzchen, aber warum muss das Umsteigen so schnell gehen und warum müssen die Passagiere dabei angemault werden?
Ich weiß, dass die Tagesgäste nicht genug Geld auf der Insel lassen, damit alle Einwohner in Saus und Braus leben können – trotzdem sind wir Gäste, kein Vieh!
Das letzte Quäntchen Lust am Ausbooten geht mir schließlich verloren, als ich angeschissen werde, dass ich meine Tochter im Arm halte.
Richtig wäre es gewesen sie in den Kinderwagen zu schnallen, damit die Männer den Kinderwagen samt Kind in die Nussschale hieven können.
Das hat mir aber keiner gesagt und riechen kann ich das schließlich auch nicht, oder?
Meine Herrn!
Also liebe Eltern, ausbooten auf Helgoland mit Kind und Kinderwagen ist ganz einfach, es gibt jedoch zwei essenzielle Regeln:
- Lasse dich auf keinen Fall stressen.
- Schnalle das Kind in den Kinderwagen.
Unser Tag auf Helgoland
Als wir endlich die Insel betreten ist es 12:30 Uhr, es ist tatsächlich halbwegs warm und die Sonne scheint. Schön!
Im ersten Duty Free Shop decken wir uns direkt mit monströsen Packungen Gummibärchen und Kinderschokolade ein, um dann den Lung Wai bis zum Fahrstuhl zum Oberland entlangzulaufen.
Helgoland kannst du in drei Teile einteilen, Oberland, das ist oben, Mittelland, das ist in der Mitte und Unterland, das ist unten am Wasser.
Außerdem kannst du auf der Insel zollfrei einkaufen, deshalb siehst du dort in allen Läden riesige Packungen an Süßigkeiten und vor allem brutal große Flaschen Rum, Whiskey und Tequila.
Das Überangebot an Alkohol brachte der Insel den treffenden Beinamen »Fuselfelsen«!
Wir bleiben bei den Süßigkeiten und mampfen unsere frisch gekauften Gummibärchen während uns der Aufzug für ein paar Cent aufs Oberland befördert.
(Der genaue Preis ist mir entfallen, aber es war lächerlich billig und mit Kinderwagen absolut zu empfehlen.)
Oben angekommen schlendern wir zunächst etwas durch den Ort (hässlich) und folgen dann den Schildern zur »Langen Anna«.
Der Weg dorthin, entlang der Steilküste, entschädigt für alles.
Der rote Fels (mit weißer Vogelkacke), das grüne Gras, die Schafe, die Vögel, das blaue Meer, der Wind und das Wetter tun gut.
Die Kinder toben durchs Gras, bestaunen die Vögel, freuen sich über die Schafe, stemmen sich gegen den Wind und rennen durch Bombentrichter. Ich habe die Canon G7X Mark II dabei und versuche alles festzuhalten.
So geht das eine Weile, bis wir schließlich an der Langen Anna stehen. Die Kinder juckt dieser berühmte Stein überhaupt nicht – sitzen halt ein paar Vögel drauf, mehr ist da auch nicht. Und Vögel haben wir auf unserem Weg hierher mehr als genug gesehen, schließlich standen wir vor wenigen Minuten noch am Lummenfelsen, der in der Zwischenzeit eigentlich Tölpelfelsen heißen müsste. Denn die Namensgebenden Trottellummen wurden von Basstölpeln verdrängt.
Wie auch immer, ich wollte den Kindern Helgoland zeigen und spätestens hier an der Langen Anna habe ich meine Pflicht erfüllt, auch wenn eine Softeismaschine vermutlich mehr Begeisterung auslösen würde als dieser einsame Fels.
Von der Langen Anna aus umrunden wir weiter das Oberland und laufen mit Blick auf die Nachbarinsel »Düne« zurück in den Ort.Dort wursteln wir in den Souvenirshops herum, ich kaufe mir eine Jacke und die Kinder toben ein bisschen in einer Hüpfburg.
Eigentlich haben wir nicht viel gemacht und trotzdem neigt sich unser Aufenthalt auf der Insel langsam dem Ende zu. Zum Glück sind wir samstags gefahren und haben die zusätzliche Stunde. Danke für den Tipp!
Die Wartezeit auf die Abfahrt verbringen wir am kleinen Strand direkt am Hafen. Mein Sohn findet direkt einen Freund, mit diesem wird gebuddelt, geklettert und Treibgut gesammelt, aber wir müssen uns bald verabschieden.
Der Junge übernachtet auf der Insel und wir fahren zurück nach Büsum.
Diesmal schnalle ich das Töchterchen in den Wagen, dementsprechend wird beim Einsteigen auch nicht gemotzt. Zurück auf der Funny Girl entdecken wir, dass es unten im Schiff ein Spielzimmer für die Kinder gibt.
Sehr gut!
Während ein Großteil der Fahrgäste im Halbschlaf auf den Bänken fläzt, toben sich ein paar Kinder (auch meine) im Spielzimmer aus.
Die Fahrt zurück zieht sich zwar ewig, wir werden aber durch eine tolle Lichtstimmung beim Sonnenuntergang belohnt.
Tagesausflug nach Helgoland mit Kind und Kamera: Mein Fazit
Helgoland ist wirklich miniklein, trotzdem wäre ich gern länger geblieben. Ein oder zwei Nächte auf der Insel sind bestimmt spannend. Zum einen wäre dann Zeit für eine Überfahrt auf die Nachbarinsel »Düne«, zum anderen interessiert mich die Insel ohne die Tagesgäste.
Aber auch ein Tagesauflug lohnt sich, das ist besser als nichts und Helgoland sollte jeder mal gesehen haben!
Mit den Kindern ist die Überfahrt zwar etwas anstrengend, aber mit ein paar Tricks klappt das auch.
2007 bei unserem Ausflug ohne Kinder sahen wir in der gleichen Zeit tatsächlich mehr, jetzt mit den Kindern war die Fahrt mit dem Fahrstuhl und der Rundweg auf dem Oberland genau richtig.
Fotografieren auf Helgoland
Helgoland steht bei Vogelfans hoch im Kurs und so wunderte es mich nicht, dass ich am Lummenfelsen ein paar dicke Teleobjektive gesehen habe.
Bei einer Tagestour hast du auf der Insel das schlechteste Licht des Tages, aber das ist halt so.
Sooo irre viel zu fotografieren gibt es auf Helgoland auch nicht, ein paar bunte Häuschen, Steilküste, Vögel, Schafe und die Lange Anna.
Ich fotografierte hauptsächlich mit der Canon G7 X Mark II und am Lummenfelsen mit der Sony Alpha 65 und meinem Teleobjektiv, dem SAL55300. Hier findest du meine aktuelle Fotoausrüstung.
Schön war’s!
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Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.
Mehr über mich findest du hier. Und hier findest du meine aktuelle Fotoausrüstung.
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