B wie Braunschweig und meine Dosis Reformationsjubiläum

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In diesem Artikel erfährst du, warum ich mich seit meinem Besuch in Braunschweig für die Reformation interessiere und warum es ein Fehler war, die Stadt zu unterschätzen.

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Braunschweig? Ich gebe zu, vor meinem Besuch unterschätze ich die Stadt. »Unterschätze« ist sogar übertrieben. Braunschweig gab es zwar, ich blendete es jedoch aus. Wäre beim »Stadt-Land-Fluss«-spielen eine Stadt mit B gesucht worden, wäre mir Braunschweig nie und nimmer in den Sinn gekommen.

Keine Ahnung warum das so ist?

Mit 250.000 Einwohnern ist es immerhin die zweitgrößte Stadt Niedersachsens, es ist der Standort der Atomuhr und ein bedeutender Ort der Reformation.

Letzteres schaffte Braunschweig, ohne dass Luther die Stadt jemals besuchte. Auch wenn jedem klar sein sollte, dass die Kirche nicht im Alleingang zu reformieren war und Luther ohne Mitstreiter und Unterstützer vermutlich ein frühes Ende auf dem Scheiterhaufen gefunden hätte, aus Marketingsicht, ist es immer blöd, wenn der Star fehlt. So kann sich Braunschweig zwar zu den wichtigen Städten der Reformation (Auf reformation-cities.org findest du eine Liste von 99 wichtigen Reformations-Städten in ganz Europa. Braunschweig ist eine davon.) zählen, aber mit Martin Luther kann es sich nicht schmücken.

Einer dieser Mitstreiter war Johannes Bugenhagen. Dieser führte in Braunschweig die erste protestantische Taufe und das erste protestantische Abendmahl durch. Auf Deutsch natürlich!
Zusätzlich schaffte er mit der evangelischen Kirchenordnung eine wichtige Grundlage der neuen, protestantisch geprägten Ordnung.

Zitat Kirchenordnung Wolfenbüttel

Durch solche Zitate wurde mir erst bewusst, wie wichtig die Reformation für unseren heutige soziale Ordnung ist und welchen Teil sie dazu beigetragen hat, das Mittelalter hinter sich zu lassen.

Du merkst schon, auch ohne Luther, habe ich in Braunschweig irre viel über die Reformation gelernt. Und das, obwohl mich das Thema bisher nur beiläufig interessierte.

Falls du 2:43min Zeit hast, es gibt ein Erklärvideo über die Reformation in Braunschweig.

Meine reformatorischen Lerneinheiten gingen etwas über das Video hinaus und unterteilten sich grob in drei Abschnitte:

  1. Eine Führung durch die Ausstellung »Im Aufbruch – Reformation 1517 – 1617« im Landesmuseum.
  2. Eine Führung durch die Brüdernkirche. Das ist der Ort, an dem Bugenhagen seine Kirchenordnung schrieb.
  3. Eine Stadtführung durch Braunschweig.

Unterwegs in Braunschweig

Direkt in Braunschweig fand ich den dritten Teil meiner dreistufigen Reformationslehre am spannendsten. Die Reformation ist ja schön und gut und vielleicht auch ein Grundstein unserer heutigen sozialen Ordnung, grundsätzlich interessieren mich aber viel mehr die Städte an sich. Wie ist eine Stadt entstanden? Welche Häuser stehen da? Gibt es ultimative Sehenswürdigkeiten?

Mit etwas Abstand und genügend Zeit, all das Gelernte sacken zu lassen, habe ich jetzt aber richtig Gefallen am Thema »Reformation« gefunden. Ich kaufte mir sogar die Luther-Biografie »Der rebellische Mönch, die entlaufene Nonne und der größte Bestseller aller Zeiten« (bei Amazon.de*), welche ich in wenigen Tagen verschlang.

Aber zurück zu Braunschweig:
Ich verfolgte gespannt meine Führung durch die Stadt (Unsere Stadtführung orientierte sich grob an diesem empfohlenen Rundgang. Alle Stadtführungen findest du hier.) und versuchte dabei zu fotografieren. Aber das funktionierte nur bedingt, entweder konnte ich den Ausführungen der Stadtführerin nicht zuhören oder ich verpasste eine Fotogelegenheit.

Unterm Strich hörte ich mehr zu, da ich nachts eh nochmals mit der Kamera durch die Stadt ziehen wollte.

Braunschweig bildete sich aus 5 einzelnen Städten (Weichbilde) und ein paar Sonderrechtsbezirken, was in super abgeschwächter Form auch heute noch dazu führt, dass es eben mehrere Marktplätze und mehrere Rathäuser gibt.
Dazu kommt, dass die Bomber im Zweiten Weltkrieg nur wenige Flecken der Stadt verschonten. Bei der Stadtführung liefen wir deshalb immer abwechselnd durch Teile des alten Braunschweigs und durch Straßenzüge mit belanglosen 50er-Jahre-Bauten.

Mein persönliches Highlight war das Happy Rizzi Haus (Ackerhof 1). Mit seiner Fertigstellung im Jahre 2001 hat es entsprechend wenig mit der Geschichte Braunschweigs zu tun. Das macht aber nix! 🙂

Happy Rizzi Haus Braunschweig

Total abgefahren: Das Happy Rizzi Haus [Samsung Galaxy S7]

Bei meiner nächtlichen Fototour wollte ich außerdem die Jakob Kemenate und die Kemenate Hagenbrücke fotografieren, das sind zwei weitere abgefahrene, modern restaurierte Gebäude. Mangels Beleuchtung habe ich es aber gelassen. Generell war ich von der Beleuchtung der Gebäude etwas enttäuscht … vielleicht war ich aber auch einfach zu spät dran.

Von den alten, erhaltenen Vierteln hat mir »Altstadt« mit der St. Martinikirche dem Altstadtrathaus und dem Gewandhaus am besten gefallen und das nicht nur, weil ich dort die besten Pommes seit langem gegessen habe.(Im Monkey Rosé. (Altstadtmarkt 1))

Sonne hinter der Martinikirche in Braunschweig.

Die Straße hinter der Martinikirche heißt tatsächlich »Sonnenstraße«! [Samsung Galaxy S7]

Altstadt Braunschweig

Die Altstadt. [Sony a5100|SELP1650 – ISO 100 – 16mm – f/7.1 – 30 Sek.]

Natürlich war ich auch im viel gelobten Magniviertel, an dessen Rand das Rizzi Haus steht. Das ist auch hübsch – statt dicker Kirchen, gibt es hier kleine Fachwerkhäuser. Klar war ich auch beim Dom, auf dem Burgplatz beim Löwen (da ist auch das Landesmuseum), am (neuen) Rathaus und am und im wieder aufgebauten Schloss.

Nach der mageren Ausbeute meiner nächtlichen Fototour erkundete ich morgens die Gegend rund um St. Ägidien
Auch dieser Spaziergang lohnte sich.

Magniviertel Braunschweig

Hübsch: Das Magniviertel mit der Magnikirche [Sony a5100|SELP1650 – ISO 1250 – 16mm – f/6.3 – 1/60 Sek.]

Mein Braunschweig und warum die Zeit zu kurz war

In Braunschweig verbrachte ich effektiv einen halben Tag und eine Nacht. Es leuchtet dir sicher ein, dass die Zeit niemals ausreicht, um eine Großstadt auch nur halbwegs zu erkunden.
Durch die Stadtführung konnte ich zwar mehr als nur einen ersten Eindruck gewinnen, statt meine Neugierde auf diese Stadt zu befriedigen, wurde sie so aber erst richtig geweckt.

Jetzt frage ich mich tatsächlich, wie es dazu kommen konnte, dass ich Braunschweig so sehr unterschätzte oder quasi ausblendete. Wahrscheinlich ist das das schwere Los der Städte im Zonenrandgebiet … man fährt einfach immer vorbei!

Mein Besuch dort festigt aber das, was ich schon lange sage: Deutschland und Europa sind verdammt schön (Mir gefällt es in Europa so gut, dass ich sogar schon eine Liebeserklärung für unseren Kontinent abgegeben habe.) und du musst überhaupt nicht so weit fliegen oder fahren, um tolle Dinge zu erleben. Stattdessen solltest du dich einfach darauf einlassen und mutig Orte besuchen, die du vorher nie auf dem Schirm hattest. Meistens wirst du positiv überrascht zurückkehren.
Bei Braunschweig war es bei mir so.

Warst du schon in Braunschweig? Wie hat es dir gefallen?

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Offenlegung:
Zu dieser Reise wurde ich von den Städten Magdeburg und Braunschweig eingeladen.