Canon PowerShot G9x im Test – kleiner geht kaum

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Die Familie der Kameras mit 1-Zoll Sensor wächst. Nach der G7 x und der G3 x bietet Canon jetzt auch eine G5 x und eine G9 x an.
Die G9 x ist besonders interessant: Sie ist die kleinste von allen.

Update: In der Zwischenzeit gibt es einen Nachfolger. Hier kommst du zu meinem Test der G9X Mark II.

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In meinem Beitrag zur PowerShot G7 X orakelte ich schon »… vielleicht sehen wir in den nächsten Jahren noch viel bessere Kompaktkameras«.
Und tatsächlich, es tut sich was.

Sony feuert aus der Performancekiste und hat mit der aktuellen RX100 IV ein heißes Eisen im Feuer:
16 Bilder / Sekunde, min. Belichtungszeit von 1 / 32.000, internes 4k Video und Super SlowMotion mit bis zu 1000 Bilder/Sekunde.
Das ist brutal!

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Oder brauchst du das nicht? Klar, das ist nice to have – Ottonormal-Fotograf stellt an eine Edel-Kompaktkamera aber vielleicht ganz andere Ansprüche, z.B. geringes Gewicht und Größe!

Genau in diese Kerbe schlägt Canon mit der PowerShot G9 x.

Natürlich musst du Kompromisse eingehen, wenn die Kamera klein sein soll. Ohne Frage, die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Die G9 x rockt aber in ihrem Segment!

canon-powershot-g9x

Die wichtigsten Daten der Canon PowerShot G9 x

Ich sehe die G9x als Nachfolger der S120 (bei Amazon.de*). Kompaktkameras mit kleinen Sensoren ergeben für mich keinen Sinn mehr. Der Abstand zum Smartphone ist zu gering.
Deshalb vergleiche ich die Daten direkt mit der S120.

Gegenüberstellung Canon G9 x vs. Canon S120
G9X S120
Abmessungen (BxHxT) 98 x 57.9 x 30.8 mm 100.2 x 59 x 29 mm
Gewicht inkl. Akku und Speicherkarte 209g 217g
Sensor 1.0-Zoll-Typ Back Illuminated CMOS 1/1.7-Typ Back Illuminated CMOS
Brennweite* 28-84mm 24-120mm
max. Blende f/2.0-4.9 f/1.8-5.7
Optischer Zoom 3fach 5fach
LCD Schwenkbar nein
Optischer Sucher nein
Bildprozessor DIGIC 6 mit iSAPS-Technologie
Zubehörschuh nein
Video 1.920 x 1.080 60 B/s MPEG4-AVC (H.264)
Serienaufnahme 6 Bilder/sek 12 Bilder/sek
ND Filter Ja
Wi-Fi & NFC Ja WLAN aber kein NFC
Akkulaufzeit 220 Bilder 230 Bilder
Preis

* Die Brennweite rechnete ich auf das Kleinbildformat um.

Hier findest du die vollständigen technischen Daten der G9 x.

Die wichtigsten Vorteile der Canon PowerShot G9 x

Das Gewicht

200g = 2 Tafeln Schokolade. Das ist nix und das ist super. Mehr muss ich dazu nicht sagen.

Die Größe

Die G9 x ist in jeder Dimmension kleiner als der größere Burder die G7 x und auch als die RX100 von Sony. Vor allem ist sie 1cm dünner und damit  die ideale Hosentaschenkamera!

Der Sensor

Über den Sensor wurde schon viel geschrieben. Mir ist zwar keine Quelle bekannt, in der Canon bestätigt, dass es sich um die Sensoren von Sony handelt, die Fachwelt ist sich trotzdem einig, dass das so ist.
Der Sensor hat sich seit der RX100 II bewährt, er steckt in meiner RX100 III, in der G7 x, der G3 x und der G5 x. Das Ding ist gut!

Touchscreen

Ohne Touchscreen ließe sich die Kamera gar nicht steuern. Generell bin ich der Meinung, dass Kameras ohne Touchscreen bedienbar sein müssen. Bei der Größe kann ich meine Meinung aber etwas aufweichen.
Das Beste am Touchscreen ist Touch to Focus. Dabei tippst du auf die Stelle, auf die die Kamera fokussieren soll. Genial!

Übrigens: Über den Touchscreen wählst du die verschiedenen Funktionen, genau einstellen kannst du diese dann durch das Drehen am Objektivring. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber wirklich gut, z.B. die Belichtungskorrektur oder die ISO-Empfindlichkeit.

Laden per USB

Endlich kann man auch Kameras von Canon per USB laden. Ich kenne das von meiner RX100 III und will nichts anders mehr.
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ein Ladegerät für das Smartphone habe ich auf Reisen eh dabei. Im Auto habe ich einen Adapter für den Zigarettenanzünder und zur Not tut es auch eine externe Powerbank. (ich habe die hier*)

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Die wichtigsten Nachteile der Canon PowerShot G9 x

Das Objektiv

Bei den großen Brüdern, G7 x, G5 x und vor allem G3 x zählt das Objektiv zum Besten, was es gibt. Bei der G9 musst du Abstriche bei Brennweite und Blendenöffnung machen, vermutlich wäre die Kamera sonst nicht so klein.

Seit meinem Test der G3x weiß ich, dass es auch mit kleineren Blenden geht, trotzdem schade.

Zudem finde ich die Bilder im direkten Vergleich zu einer G5 x nicht ganz so scharf.

Kein Klappdisplay

Uhhh! Mit zunehmendem Alter wird man bequemer … oder es liegt daran, dass ich mich so sehr daran gewöhnt habe, dass ich nichts anderes mehr will. Mich nervte der fehlende Klappmechanismus schon bei der S120. Warum die G9 x kein Klappdisplay hat, kann ich kaum verstehen.

Kein Sucher

Wenn du schon länger meinen Blog liest, weißt du, dass ich Sucher mag. Ich verlange gar nicht, dass solch eine kleine Kamera einen hat. Ein Nachteil ist es trotzdem.

Kein GPS

Warum baut man die Kameras denn so klein?
Richtig, damit man sie überall mitnehmen kann. Internes GPS wäre da doch ideal. Es fehlt leider. Blöd!

Moduswahlrad und Auslöser nicht versenkt

Herr schmeiß Hirn vom Himmel!
Wie bescheuert muss man eigentlich sein, erst baut man eine erstklassige Kamera in ein solch kompaktes Gehäuse, um dann oben 2 dicke Knöpfe draufzusetzen?
Porsche baut doch auch keine windschnittigen Flitzer, um auf’s Dach eine 1x1m große Platte in den Wind zu stellen.
Also was soll das? Von mir aus kann das ganze Gehäuse minimal höher sein, damit Moduswahlrad und Auslöser versenkt werden können. Das wäre besser als das aktuelle Design, zumal es bei der S120 noch besser war.

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S120 links, G9 X rechts. Die halbwegs versenkten und abgerundeten Steuerelemente der S120 waren besser.

Ich will solch eine Kamera in die Hosentasche stecken können, an solchen Knöpfen und Drehrädern bleibt man dabei aber hängen.

Ich verstehe eh nicht, wieso auf ein Moduswahlrad nicht verzichtet wurde, wie bei der EOS M. (Dort verstehe ich nicht, wieso es keines gibt!)

Kein Serienbild in RAW

Sobald du im RAW-Fromat fotografierst, kannst du die Serienbildfunktion der G9x vergessen. Unabhängig von der Geschwindigkeit der Speicherkarte dauert es nach jeder Aufnahme einen Moment, bis das nächste Bild geschossen wird.

Keine Panoramafunktion

Die G9 x bietet dir keine Panoramafunktion. Es fehlt sowohl ein Stitch-Assistent als auch eine Funktion für Schwenkpanoramas.

Fotografieren mit der Powershot G9 x

Die Kamera war 4 Wochen lang mein ständiger Begleiter. In dieser Zeit habe ich sie lieben und hassen gelernt.

Fakt ist, dass die G9 x mit ihrer Größe und ihrem Gewicht die einzig wahre Hostentaschenkamera in ihrem Segment ist. Ich hätte nicht gedacht, dass ein paar Millimeter kleiner solch einen Unterschied machen. Den größten Unterschied macht aber das Gewicht. 200g, das merkst du gar nicht!

Die Kamera war bei mir meist in der Jackentasche verstaut und ich suchte die Kamera teilweise auf dem Schreibtisch, obwohl ich sie schon in der Tasche hatte. 🙂

Nach all der Lobhudelei über die Größe und das Gewicht möchte ich aber die negativen Seiten nicht verschweigen.
Dass die Kamera keinen Sucher hat, kann ich verstehen, aber ein paar Gramm und Millimeter mehr, um ein Klappdisplay zu montieren, wäre schon super. Dabei würde es vollkommen reichen, wenn sich das Display nach oben klappen ließe.

Tatsächlich ist das fehlende Klappdisplay für mich das Totschlagargument gegen die Kamera. Ich könnte mit allen anderen Kritikpunkten leben, aber ohne Klappdisplay leider nicht. Zumal die G9 X eine Immer-Dabei-Kamera sein soll und du sicherlich nicht immer die Matschklamotten trägst, um dich auf den Boden zu legen. 🙂

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Bedienung.
Canon fand zwar einen guten Lösungsweg, um die Kamera mit so wenig haptischen Bedienelementen zu steuern, aber perfekt ist sie noch lange nicht.
Ich fotografiere in der Regel im Av-Modus und stelle dabei Brennweite, Blende, ISO und Belichtungskorrektur ein.
Die Brennweite ist das kleinste Problem, dafür gibt es den Ring um den Auslöser. Blende, ISO und Belichtungskorrektur kannst du aber nur auf dem Touchscreen oder mit dem Objektivring bestimmen. Den Touchscreen finde ich zu fummelig. Um wirklich schnell arbeiten zu können, müssten die Bedienelemente viel größer sein.
Viel besser ist es, alles über den Objektivring zu steuern. Es gibt extra eine »virtuelle« Taste, um zwischen den einzelnen Werten zu wechseln.
Die Idee ist super und funktioniert. Viel besser wäre es aber, wenn die Taste nicht auf dem Touchscreen wäre, sondern wenn es eine echte Taste dafür gäbe.

Die fehlt aber und die kann auch nicht konfiguriert werden. Generell kannst du wenig an der Tastenbelegung ändern. Für die Movie-Taste gibt es zwar eine ganze Palette von möglichen Funktionen, aber diese eine entscheidende Funktion ist nicht dabei. Schade!

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Die einfachste Lösung wäre allerdings, das Display zu verkleinern, um Platz für ein weiteres Steuerrad und Knöpfe zu schaffen. Bei der S120 ist man diesen Weg gegangen, warum also nicht auch bei der G9 X?

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S120 links, G9 X rechts

Genug gemeckert, genug gelobt! Lass uns rausgehen und fotografieren!

Die Bildqualität der Canon Powershot G9 X

Kurz und knapp: Für die Größe genial!
Wie schon erwähnt, ist die Schärfe nicht ganz so knackig wie bspw. bei einer G5x, aber ich persönlich kann damit locker leben. Vor allem, wenn ich mir bewusst mache, wie klein die Kamera ist.

Der Dynamikumfang und die Leistung in höheren ISO-Bereichen ist auf dem gleichen Level wie bei den größeren Brüdern und Schwestern. Vergleiche hier bspw. meine Tests der Canon G5 X oder der Canon G3 X.

Hier ein paar Bilder, all das sind RAWs, exportiert mit den Standardeinstellungen von Adobe Lightroom.

canon-pwershot-g9x-praxistest (1) canon-pwershot-g9x-praxistest (2) canon-pwershot-g9x-praxistest (3)

Und noch 3 JPEGs direkt aus der Kamera:

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Die geringere Brennweite und weniger Lichtstärke

Die Schlankheitskur bezahlte die G9 X mit einem Verlust an Brennweite im Vergleich zur G7 X oder zur G5 X.
Ich persönlich bin viel mit einer Sony RX100 III unterwegs, im Telebereich geht diese nur bis 70mm, von daher kann ich mich bei der G9 X mit ihren 84mm nicht beklagen.

Der Verlust beim Weitwinkel schmerzt hingegen schon. Hier hast du nur 28mm statt 24mm. Vor allem in Städten und Innenräumen fällt das schnell auf.

Hier ein Vergleich, damit du grob die Unterschiede zwischen 100mm und 84mm im Tele- und 24mm und 28mm im Weitwinkelbereich siehst.

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Schade ist auch, dass die Anfangsblende schon bei f/2.0 liegt, statt 1.8 wie bei den anderen Kameras. Zudem schrumpft die Blende beim Zoomen sehr schnell auf eine Blendenzahl mit einer 4 vor dem Komma.

Da ich aber sehr viel im Freien und Landschaft fotografiere, kann ich mit der kleineren Blende leben. Brennweite und Blende sind für mich kein Showstopper.

Und sonst so?

Neben Fotos kannst du mit der G9 X natürlich auch filmen. Außerdem findest du eine Vielzahl an Kreativmodi und Motivprogrammen. Ganz cool ist das Programm für Sternspuren und Timelaps-Videos.

sternespuren-canon-g5x

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Mein Fazit und Kaufempfehlung

Canon macht mit der PowerShot G9 x verdammt viel richtig. Es ist eine außergewöhnliche Immer-Dabei-Kamera, die sich zwischen Smartphone und den herkömmlichen Edel-Kompakten wie Sony RX100 und Canon G7 x ansiedelt.

Ich glaube nicht, dass die G9 x den Anspruch stellt, eine DSLR zu ersetzen – obwohl sie von der Leistung her in vielen Fällen mithalten könnte.
Die Bedienung ist dafür zu umständlich.

Die G9 x ist die ideale Kamera für alle, die neben ihrer »großen« Kamera, eine wirklich kleine Immerdabei-Kamera suchen.

Im Vergleich zur G7 x oder der RX100, sehe ich die kleineren Abmessungen und das geringere Gewicht als großen Vorteil.
G7 x und RX100 kannst du zwar in der Hosentasche tragen, angenehm ist das aber nicht. Die G9 x hingegen ist eine echte Hosentaschen-Kamera, vor allem für Länder, in denen du nicht ständig zeigen willst, was du besitzt.
Außerdem ist Sie ideal für den Sommer, wenn du ohne Jacke unterwegs bist.

Wenn du auf der Suche nach etwas kleinem bist, dann würde ich die G9 x recht weit oben auf der Haben-Wollen-Liste positionieren, aber wirklich nur in Kombination mit einer größeren Kamera.
Suchst du einen kompakten Allrounder als einzige Kamera, rate ich dir zu einer der anderen GxX von Canon oder zur RX100/RX10 Serie von Sony.

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Update-History des Beitrags
11.11.2015 – die 1. Version des Beitrags erscheint
10.02.2016 – Kleines Update nach Kurztest
17.02.2016 – Die Kamera steht mir ab jetzt für einen Test zur Verfügung
15.03.2016 – Ergänzungen beim Praxistest

Wer hier schreibt:

Hallo! Ich bin übrigens Marc!

Ich bin begeisterter Papa, Blogger, YouTuber, Foto- und Reisefuzzi.

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